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Archiv: Beiträge 2008 und 2007 zum Thema

Zuchtfragen und Genetik


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Donnerstag, September 18, 2008

Heute informiert Gastblogger Stu Savory

Schuß vor´m Bug!


Der Britische Tierschutzverband RSPCA (Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals) hat seine Mitwirkung bei der 2009er Crufts Hundeausstellung abgesagt.
Begründet wird dies mit der fortwährenden Qualzucht.

Als spezifische Beispiele wurden angegeben :-

  • Cavalier King Charles Spaniel mit Syringomyelia (d.h der Schädel ist zu klein fürs Gehirn).
  • Boxer mit Epilepsie
  • Möpse mit Atemprobleme (wie für Englische Bulldogs öfter in diesem Blog beschrieben)
  • und Englische Bulldogs, die sich nicht natürlich paaren und nicht gebären können.
Daß solche Hunde als BoB (Best of Breed) prämiert und dann weiter in der Zucht eingesetzt wurden sei unerträglich, sagte Mark Evans, der Obertierarzt der RSPCA. Er verlangt, daß die Betonung bei Hundeausstellungen mehr auf Gesundheit und Vitalität (Fitneß) liegen muß, statt auf übertypisiertem Aussehen.

Ein Signal auch für hiesige Züchter !!!

Hier der Link zum englischsprachigen Artikel.


Sonntag, September 14, 2008

Betriebskapital "Zuchtmaterial"


Wie erleben Sie Leute, für die ihre Hunde, "Zucht-Material" sind?
Es schreckt mich immer tief ab, wenn Züchter ihre Hunde als "Zuchtmaterial" bezeichnen. "Material" ist eine empfindungslose Sache, mit der man irgendetwas macht; aber Hunde sind für mich so wenig eine Sache, wie Menschen es sind. Wer von seinen Hunden als "Zuchtmaterial" spricht, der verrät damit sehr viel von sich selbst und von seinem mangelnden Respekt vor seinen Hunden als empfindenden, leidens- und freudenfähigen Lebewesen.

Vielleicht liegt dieser mangelnde Respekt allgemein vor Tieren daran, dass man sie kaufen kann. Sie sind "geldwert". Solange man Menschen kaufen konnte (Sklaven), solange waren sie für ihre Käufer (Sklavenhalter) auch nur "Material", Arbeitsmaterial, Sexmaterial, das nach Belieben eingesetzt wurde. Der "Besitz" von etwas verführt Menschen offensichtlich zu denken, sie besäßen freie bis willkürliche Verfügungsgewalt darüber...

Kommerziell orientierte Züchter

Aus kommerzieller Züchtersicht muß jeder Hund Geld bringen, da er auch Geld kostet...
Kommerziell orientierte Züchter bewerten ihre Hunde logischerweise primär kommerziell, als Geldwert, der sich rentieren muß. Sie kaufen oft für die Zucht gedachte Junghunde teuer ein, und sie züchten dann damit - gleichgültig welche Defekte diese "Zuchthunde" mit ihrem Erwachsenwerden aufweisen... Ich kenne Züchter, die züchten/vermehren mit Bulldogs, die zB eine massive Kniescheiben-Problematik haben, oder Nasenstenosen, oder sogar bissig sind...

Wer von "Zuchtmaterial" spricht, der setzt meiner Erfahrung nach alle seine Hunde auch als "Zuchtmaterial" ein, weil er dies "Zuchtmaterial" - die Hunde - eben nun mal besitzt:
Sie sind sein Betriebskapital!

Und Betriebskapital ist schließlich dazu da, um Gewinn zu erwirtschaften :-((( Der eingesetzte Geldbetrag (Kaufpreis, Haltung, Ausstellungskosten usw.) muß sich über den Verkauf vieler Welpen (oder bei Rüden über viele Deckgebüren) "lohnen"...

Es gibt Massen-Züchter, die sich nur wenig von Hundehändlern unterscheiden: man könnte sagen, der Hauptunterschied ist ihr "Direktvertrieb"....
Das - auch finanzielle Risiko - tragen die Welpenkäufer solcher kommerziellen Zuchten. Sie bringen oft Hunderte von Euros zum Tierarzt.


Was sagen Ausstellungstitel aus?

Lassen Sie sich nicht blenden von Titeln wie "Champion" oder gar "Weltsieger", mit denen kommerzielle Zuchten in aller Regel werben.

Anatomische Extreme werden mit Champion-Titeln belohnt, Gesundheitsprüfungen finden nicht statt.
Der Kynologe, Züchter und Richter Dr. Dieter Fleig führt in seinem Buch (Kynos 2000) 'Quo Vadis Canis' ausführlich aus, dass auf Grund der menschlichen Natur, die zu Übertreibungen neige, es in Laufe der Jahrzehnte zu immer extremeren - und die Lebenstüchtigkeit beeinträchtigenden - Standardinterpretationen gekommen ist. Und diese Extreme werden dann auch noch mit Championtiteln "belohnt" und manifestieren sich über die bevorzugte "Championzucht" in der Rasse insgesamt.

Diese Feststellung der Merkmal-Übertreibung in der Hundezucht belegt Dr. Fleig u.a. sehr witzig mit einer Karikatur der Satire-Zeitschrift "Punch" von 1889. Die Rassenamen werden auch karikiert: der Bulldog der Zukunft wird zB "Hippopotamus-Bulldog" genannt.

Vergleichen Sie diese Karikatur von 1889 mit einem heutigen Champion, der Name "Nilpferd-Bulldog" wurde recht treffend voraus erahnt: Masse als Perversion von Kraft...
Auch der riesig vergrößerte Kopf wurde - bis auf das Gebiß;-) - exakt vorausgesehen ....

Dr. Fleig führt (wie Prof. Wachtel, Dr. Krautwurst, Dr. Eichelberg) in seinem Buch einen Feldzug gegen die Irrwege in der Hundezucht: "Es kommt häufig zu nicht mehr zu korrigierenden Fehlentwicklungen, die in aller Regel zu Lasten der Gesundheit, der Lebenserwartung und der Einsatzmöglichkeit unseres vierbeinigen Begleiters (gehen)."

Als Grund sieht er "... fehlendes Wissen, Vorurteile, Beeinflussung durch Dritte, unterentwickeltes eigenes Denken. Und warum sollen ausgerechnet Hundezüchter frei von diesen Fehlern sein?"
Ich füge hinzu : Warum sollen ausgerechnet Hundekäufer frei von diesen Fehlern sein?


Zum Wesen von Zuchthunden

Das Wesen von Zuchthunden, die im Zwinger oder "Hundehaus" leben, ist den Züchtern meist unbekannt. Einmal deshalb, weil diese Hunde ihr Wesen einfach nicht ausleben und entwickeln können; und ebenso, weil diese Züchter kaum Zeit spielend und beobachtend mit ihren Hunden verbringen.

Richter auf Zuchtschauen haben ebenso kaum eine Chance, das Wesen eines ausgestellten Hundes zu beurteilen.

Dr. Fleig schreibt dazu im schon oben erwähnten Buch 'Quo Vadis Canis':

"Alle Rassestandards beschreiben nicht nur die Anatomie, sondern auch das rassetypische Wesen. Und wer selbst im Ring stand oder auch nur regelmäßiger Ausstellungsbesucher ist, wird mir bestätigen, daß eine Wesensbeurteilung im Ring außerordentlich schwierig ist. Ja - wahrscheinlich sollte ich an dieser Stelle anmerken, dass bedauerlicherweise die Mehrzahl der Richter bei ihrer Bewertung vorwiegend die Anatomie, weniger das Wesen beurteilen. Wie wäre es sonst möglich, daß aggressive, ängstliche - ja sogar scheue Hunde auf den vorderen Plätzen stehen? ... Und die Mehrzahl der Hundebesitzer ist sicherlich mit mir der Auffassung, daß das gute Wesen für ein vernünftiges Zusammenleben zwischen Hund und Mensch absolut Vorrang hat."

Mein Rat, liebe Welpensucher, kaufen sie lieber bei einem Liebhaberzüchter, der von seinen Hunden namentlich spricht, der nie auf die Idee käme, sie als sein Betriebskapital "Zuchtmaterial" zu nennen.

Dr. Fleig schreibt über Liebhaberzuchten im schon erwähnten Buch:

"Um es klar zu stellen - unter Liebhaberzüchtern verstehe ich alle die, welche mit ein oder zwei Hündinnen, vielleicht noch einem Rüden, alle voll in das Familienleben integriert, sich darum bemühen, rassetypische Welpen zu züchten. Diese kleinen Züchter sind das Rückgrat jeder Hunderasse, bieten durch Haltung der Tiere im Familienrudel die Gewähr, daß auch ihre Welpen frühzeitig und erfolgreich sozialisiert werden."


Zum Abschluß

Meine Bitte für die Bulldogs: bedenken Sie, von Anfang an ist Liebe das Wichtigste für sie!
Allgemeine Tipps für Welpensucher: HIER

Zum Abschluß einer der Sätze, die auf der Rückseite des Buchdeckels "Quo Vadis canis" stehen, und den ich als Leitsatz unter meinen heutigen BB-Beitrag setzen möchte:

"Eine Darstellung, die bei den Betroffenen mit Sicherheit Kritik auslösen wird. Wenn diese sich zur Selbstkritik wandelt, eigenes Nachdenken und Handeln auslöst, dann hat dieses Buch (dieser Beitrag) sein wichtigstes Ziel erreicht."


Sonntag, Juni 22, 2008

Ahnenverlustkoeffizient und Vitalitätsverlust


Bis vor ein/zwei Jahren war mein Wissen über Vererbungsprozesse auf das 1x1 der Genetik - das heißt auf die Mendelschen Gesetze - beschränkt. Ich hielt deshalb auch die Linien-Inzucht für ok.
Das hat sich geändert, seit wirklich gute Bücher über neue Forschungsergebnisse der Genetik auf dem Markt sind. Zwei davon habe ich im letzten Beitrag besonders erwähnt, einige weitere sind in der grauen Spalte rechts unten zu finden.

Welch beschränkte Sichtweise ... !
Ich glaubte (wie die meisten Züchter) bis vor ein/zwei Jahren, dass Linien-Inzucht die guten Anlagen durch Reinerbigkeit (Homozygotie) verfestige - und hatte keine Ahnung, dass Reinerbigkeit schwere Defizite bei ALLEN Lebensprozessen mit sich bringt. (Darauf gehe ich unten noch ein.) Auch ich glaubte, der bei Linien-Inzucht nach circa 7 Generationen auftretende gesundheitliche Kollaps der Nachkommen könne durch rechtzeitiges, einmaliges Auskreuzen verhindert werde; welch naive Sichtweise, wie ich heute weiß!

Am Rande: Viele Züchter haben ihre "Geheimrezepte", wie Linien-Inzucht optimal im Sinne von phänotypischer Gestaltverbesserung (das heißt im Sinne von Ausstellungsgewinnen) modifiziert werden kann. Beliebt ist dabei die Methode, den gleichen Vorfahren jeweils bei Mutter und Vater in versetzten Generationsebenen einzusetzten. Nach Dr. Münnich vermindert diese Methode minimal den Schaden durch Reinerbigkeit, vermeidet ihn aber keinesweg!

Die über circa 50 Jahre extrem betriebene Linien-Inzucht hat den Genpool der Rasse ausgedünnt bis zur Bestandsgefährdung! Wieso?

Weniger Genvarianten heißt weniger Möglichkeiten zu überleben!
Wie bereits im letzten Beitrag angedeutet, bedeutet eine Verminderung an Mischerbigkeit (Heterozygotie) eine Verminderung an unterschiedlichen Gen-Varianten (Allele), und damit eine Verminderung an Reaktionsmöglichkeiten ALLER Körper-Regelsysteme (Verdauungs-, Immun-, Hormon-, Stoffwechsel-, Temperatur- Nervensystem usw). Denn die unterschiedlichen Allele (Genvarianten) sind die Blaupausen, die Matrix, für ALLE Enzyme und Botenstoffe, die jede Leistungsfähigkeit, jede Vitalität begründen, ja die den Körper überhaupt am Leben halten!

Der VDH empfiehlt inzwischen keinen Welpen zu kaufen, bei dem ein Ahne in den letzten 3 Generationen doppelt auftaucht. Die Wissenschaft empfiehlt sogar die letzten 4 Generationen so zu berücksichtigen. Was heißt das praktisch?

Fragen Sie die Züchter, ob sie überhaupt um den AKV wissen!
Wenn kein Ahne doppelt auftaucht, gibt es über 4 Generationen 16 Ahnen. Taucht ein Ahne zweimal auf und ein anderer Ahne dreimal, so vermindert sich die tatsächliche Ahnenanzahl auf 13 Ahnen. Der Ahnenverlustkoeffizient (AKV) errechnet sich dann so * 13:16=0,812 * der AVK ist somit 88,1%

Je kleiner der AKV, umso höher ist der Inzuchtgrad! Man könnte auch sagen, dem Welpen fehlen in diesem Beispiel 12% an möglichen (Anpassungs- oder Abwehr-) Reaktionen auf seine Umwelt. Und dabei bleibt unberücksichtigt, wieviel Mischerbigkeit schon auf Grund jahrzehntelanger Linien-Inzucht in den Ahnen davor verloren ging....

Jetzt als Welpenkäufer darauf zu achten, dass wenigstens in den letzten 4 Ahnen-Generationen kein Ahnenverlust auftrat, das heißt einfach die persönliche Notbremse zu ziehen...

Am Rande: Ich habe erfahren, dass bei 3 Bulldog-Züchtern inzwischen alle Welpeninteressenten nach den Ahnentafeln fragten, genau um für sich persönlich die Inzucht-Notbremse zu ziehen. Es freut mich sehr, dass wohl auch unsere Aufklärungsarbeit hier im Blog und beim VdFEB (1980-2009) ein wenig dazu beitrug.


Freitag, Juni 20, 2008

Populations- bzw. Quantitative Genetik


In der Erforschung genetischer Prozesse hat die Wissenschaft in den letzten Jahren Riesenfortschritte gemacht. Ein Begriff, welcher im Zuge dieser Entwicklung immer mehr an Bedeutung gewann, ist "Populations- bzw. Quantitative Genetik". Was ist damit gemeint?

Die Mendelschen Erbsen-Experimente und deren Ableitungen basieren auf Merkmalen, die durch ein einziges Gen bestimmt sind.

Die Wirklichkeit ist aber bei höher entwickelten Tieren viel komplexer : die allermeisten Merkmale werden durch viele Gene an vielen Gen-Orten bestimmt (polygene Erbgänge), und wie diese zusammenwirken, das ist das Forschungsgebiet der Quantitativen Genetik.

Friedmar Krautwurst erläutert dazu:
"Erst wenn ein bestimmtes Mindestquantum an Genen erreicht ist, kommt es zur Manifestation der Merkmale und Eigenschaften, die im Unterschied zu den qualitativen (durch nur 1-Gen bestimmten Merkmalen) von der Umwelt stärker beeinflußbar sind und demzufolge einen niedrigen Erblichkeitsgrad aufweisen, man bezeichnet sie auch als umweltlabil."

Wir verstehen, dass zur Erforschung solcher umweltlabiler Merkmalausbildungen auf ganze Populationen zurückgegriffen werden muß, um unterschiedliche Umwelteinflüsse mit in die Untersuchungen einbeziehen zu können. Die "Quantitative Genetik" steht also im sehr engem Zusammenhang mit der "Populationsgenetik", bei der die genetischen Zusammenhänge von Populationen und deren Veränderungen untersucht werden.


Was bedeutet das für den Bulldog?

Je kleiner eine Population, um so schneller gerät diese in die Spirale der Inzuchtdepression. Das erklärt sich daraus, dass die genetische Vielfalt bei kleinen Populationen geringer ist als bei großen, einfach weil dort die Anzahl der Individuen geringer ist.

Die Bulldogs in Deutschland sind eine sehr kleine Population, und damit besonders gefährdet. Hinzu kommt, daß viele Bulldog-Zuchtvereine die Paarung mit Hunden verbieten, die nicht dem gleichen Zuchtverein angehören. Das ist unverzeihlich in Bezug auf die genetische Vielfalt und damit Vitalität der Welpen. Desweiteren verkleinert sich der Genpool gewaltig, weil immer wieder vorzugsweise mit den gleichen "Champions" gedeckt wird.

Friedmar Krautwurst bemerkt dazu:
"Mit den gegenwärtig noch vorwiegend praktizierten, eher primitiven Formen der Hundezucht, die dem genetischen Wissensstand nicht mehr entsprechen, gehen erbliche Leiden und verkürzte Lebenserwartung der Hunde einher....Man kann sich gelegentlich nicht des Eindrucks erwehren, dass Züchter und Zuchtverantwortliche die über 80 Jahre erforschte 'Populations- bzw. Quantitative Genetik' nicht einmal dem Namen nach kennen."


Was heißt "Inzuchtdepression"?

Hier möchte ich ein Zitat aus dem 2. abgebildeten Buch bringen. Die bekannte Kynologin Dr. Helga Eichelberg (Vorsitzende der "Gesellschaft zur Förderung Kynologischer Forschung" und VDH-Obfrau für Wissenschaft und Forschung sowie Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirates des VDH) schreibt DIES über Inzuchtdepression.

Abschließend kann ich sagen: Züchter müssen endlich beginnen in Populationen und nicht mehr in "Linien" zu denken, wenn der Bulldog überleben soll!


Donnerstag, Februar 21, 2008

Der Bulldog im vom VDH-empfohlenen Buch:

"Hundezucht" (Herausgeberin Dr. Eichelberg, 2006)


Das Überraschende an diesem Buch ist, dass es ausgerechnet der Dachverband (VDH) vieler stockkonservativer, oft kommerziell ausgerichteter Rassehundezuchtvereine empfiehlt.

Einzig der Howaward-Zuchtverein wird im Buch als derzeit wandlungsbereit in Bezug auf Zuchtmethoden genannt, die sich inzwischen als den Bestand gefährdend offenbart haben. Gemeint sind primär die Linienzucht und die Championzucht!

Die traditionelle Bulldog-Zucht nimmt in diesem VDH-Buch die beschämende Rolle ein, als Negativbeispiel (siehe links) genannt zu werden: Extremzucht bis zur Qualzucht!

In Bezug auf die generelle Gebär-Unfähigkeit bei Bulldogs (wie es links formuliert ist) muß gesagt werden, dass es außerhalb des VDH/ACEB durchaus Hündinnen gibt, die natürlich werfen können! Als Beispiel nenne ich hier die Zucht von Rafaela Schuda in der Nähe von Potsdam. In den USA finden wir die natürlich werfenden und natürlich deckenden Bulldogs auch selten, allerdings (prozentual) viel häufiger als hier.

Allgemein über das Buch:

Das Buch behandelt alle Fragen zur Zucht und zur Aufzucht. Die Kapitel über die Aufzucht sind alle sehr gut - aber zu diesem Thema gibt es auch sonst noch vergleichbar gute Literatur.

Den großen, besonderen Wert des Buches machen die Kapitel über Genetik und Zucht (Autorin Dr. Helga Eichelberg) aus. Die Ergebnisse der Populationsgenetik sind ganz außergewöhnlich aktuell und für jedermann verständlich beschrieben. Und Frau Dr. Eichelberg scheut sich nicht, daraus praktische Konsequenzen für die Hundezucht abzuleiten und zu fordern! Sie liebt Hunde, das wird völlig klar: sie kein Lobbyist der Züchter, sondern der Hunde!

Unter dem Stichwort "Züchterische Kreativität" führt Frau Dr. Eichelberg aus, dass das in früheren Zeiten angestrebte Zuchtziel, nämlich eine möglichst große Annäherung an den Standard, längst erreicht sei! Und was sei nach Erreichung dieses Zieles naheliegend gewesen? Darüber hinauszuschießen ....
Und damit landete die heutige Rassehundezucht, wie sie sagt, in der Falle der Überinterretation des Standards, das heißt in der mehr oder weniger tierquälerischen Extremzucht!

Die Devise muß also heute nicht mehr wie vor Jahrzehnten heißen: "Hin zum Standard", sondern:

"Zurück zum Standard"

Als Haupt-Hindernisse auf diesem Weg nennt Frau Dr. Eichelberg einerseits die beherrschenden kommerziellen Interessen vieler Züchter, an anderer Stelle aber auch die Hundekäufer:

Im Kapitel "Hunde, eine lange Geschichte" geht die Autorin (Eichelberg) auf Erfolge und Entgleisungen der Hundezucht ein. Als "Entgleisung heute" führt sie an: praktisch jeder kann sich einen Hund halten, auch als "Statussymbol oder zur Aufwertung fehlender Eigendominanz". Wie wahr, sehen Sie sich nur um :-((

Was können wir als Bulldog-Lobby für den Bulldog tun?

Im VdFEB (1980-2009) sind erste Überlegungen angelaufen, wie Züchter gefördert werden können, wenn sie Bulldog-Würfe haben, :

  1. deren Vorfahren (4 Generationen) in der Ahnentafel nicht doppelt erscheinen,
  2. deren Elterntiere nach Gesundheit, gutem Wesen und weder über- noch untertypisiertem Erscheinungsbild ausgesucht wurden,
  3. deren Aufzucht- und Haltungsbedingungen vorzüglich bulldog-gerecht sind.


Montag, Februar 11, 2008

Aufklärung statt Vorurteil : Fellfarbe "weiß"


Im letzten Beitrag stelle sich die kleine 'SAT1-Bulldogge Lotte' in ihrer schneeweißen Pracht vor. Dies ist ein gegebener Anlass über die genetischen Hintergründe der Fellfarbe "weiß" zu informieren :

Heute also etwas Aufklärung gegenüber dem auf Halbwissen beruhenden Vorurteil mancher Bulldogzüchter gegenüber dieser so feinen, weißen Fellfarbe.

Meine allererste Bulldoge 'Ziska v.d. Eisenschmelz' war reinweiß und eine gute Zuchthündin (damaliger Zwinger "Cincinatti" von K. Wolfsjäger). Unser Kosmo stammt über seinen Vater James in der 9. Generation von ihr ab. Eine Nachkommin von Ziska und Ahnin von Kosmo war ebenfalls reinweiß: Abigail (3. Generation), auch sie eine sehr gute Zuchthündin, die zudem uralt wurde. Ich liebe die weißen Bulldoggen, da sich für mich wundervolle Erinnerungen damit verbinden.

F. Krautwurst geht in seinem Buch "Praktische Genetik für Hundezüchter" (2002) sehr ausführlich auf die genetischen Bedingungen von Fellfarben ein. Sein Buch ist meine Haupt-Quelle über die Gen-Orte (auf der DNS) der Fellfarben.

Eine vollständige Klärung der Fellfärbungen durch die Wissenschaft gibt es noch nicht. Man weiß aber inzwischen, dass mindestens 10 Gen-Orte, mit meist mehreren Genen besetzt, und jedes Gen wiederum mit jeweils 2 Informationsträgern (Allele genannt), die Fellfarbe und deren Körper-Verteilung in komplexer Wechselwirkung bestimmen!

Es gibt einen Gen-Ort, "Locus C", mit besonderer Bedeutung für die Fellfarbe "weiß"; bitte HIER lesen!

Bei reinweißen Bulldogs mit schwarzer Nase und dunklen Augen liegt demnach am "Gen-Ort C" die Gen-Kombination "C/d" vor, die mit Albinismus nichts zu hat, denn "C/d" sagt, dass das Gen "C", und damit die Enzyme, die das farbgebende Melanin bilden, vorhanden sind. Daher die schwarze Nase und dunklen Augen -)

Diese reinweißen Bulldogs sind auch nicht taub oder sonstwie geschädigt, wie die Beschreibung des "Gen-Ort M" zeigt :

Am "Locus M" sitz ein problematisches Gen, welches für ein spezielles Weiß bei einigen Rassen verantwortlich ist, auch "Merle-Faktor" (Marmorierungsfaktor) genannt. Der Bulldog ist der Literatur nach davon nicht betroffen.

Bei diesen "marmorierten" Hunden wird ein Haar, welches durch "Locus C" als Farbhaar angelegt ist, durch dieses Merle-Gen wieder entfärbt, und zwar zu einer Zeit der fötalen Entwicklung, in der sich auch das "Neuralrohr" und damit der Gehörsinn entwickelt. Dieses Gen am "Lokus M" führt dann leider oft zu Gehörschäden. Das passiert aber nicht immer und nicht bei allen marmorierten Rassen. Warum das so ist, das weiß man noch nicht.
Ich vermute inzwischen, dieses "manchmal ja - manchmal nein" hängt mit den Gen-Regulatoren zusammen, die auf der DNS zwischen den Genen sitzen und diese, je nach Botenstoff aus dem Körper selbst oder aus der Umwelt, "ein- oder ausschalten". Bei diesen Gen-Regulator-Prozessen steht die Forschung noch am Anfang.

Man kann genetisch entfärbte weiße Fellpartien gut von naturweißen Fellpartien unterscheiden :
Naturweiße Felle oder Fellpartien sind in sich durchgehend weiß. Durch das Merle-Gen entfärbte Felle oder Fellpartien zeigen dagegen mehr oder weniger viele einzelne weiße Haare innerhalb von Farbpartien.

Ein weißer Hund (;-) ist somit auf Grund seiner Fellfarbe nicht krankheitsverdächtig!!!
Ein Hund mit genetisch gebleichtem, weiß marmoriertem Fell kann es dagegen sein.
Züchter, die den Unterschied zwischen diesen beiden "Weiß" nicht kennen oder erkennen, von denen würde ich die Finger beim Welpenkauf lassen : Das ist so, als würden Friseure den Unterschied zwischen Naturblondinen und per Chemie blondierten "Blondinen" nicht kennen...


Reinweiß kommt selten vor ...

... weiß mit Markierungen, Forellenflecken usw. sehen wir beim Bulldog dagegen häufig. Was steckt genetisch hinter den Fellfärbungen?

  1. "Gen-Locus A" : Mehrere Gene an diesem "Gen-Ort A" bewirken sogenannte "Wildfärbungen", welche eine Tarnung für die jeweiligen Umwelt erzeugt.
  2. "Gen-Locus B" : An diesem "Gen-Ort B" sitzt ein einzelnes Gen, welches dominant die Fellfarbe schwarz und rezessiv die Fellfarbe braun erzeugt.
  3. "Gen-Locus C" : siehe oben.
  4. "Gen-Locus D" : Die Gene an diesem Gen-Ort sind verantwortlich für die Intensität von Pigmentierungen.
  5. "Gen-Locus E" : Die Gene an diesem Gen-Ort bewirken starke Ausdehnungen pigmentierter Fellzonen und eine dunkle Maske.
  6. "Gen-Locus G" : An diesem "Gen-Ort G" sitzt ein einzelnes Gen, welches dominant ein progressives Ergrauen bewirkt.
  7. "Gen-Locus M" : siehe oben.
  8. "Gen-Locus P" : An diesem "Gen-Ort P" sitzt ein einzelnes Gen, welches eine "rosa Augenausdünnung" bewirken kann.
  9. "Gen-Locus S" : Die Gene dieses "Gen-Ortes S" bewirken Scheckungen.
    Sie erzeugen die weißen Fellbereiche, die nicht mit den Albinos oder dem durch den Merle-Faktor ausgelösten Depigmentierungen im Zusammenhang stehen.
  10. "Gen-Locus T" : An diesem "Gen-Ort T" sitzt ein einzelnes Gen, welches, wenn dominant, für die sogenannten Tüpfelungen (Forellenflecke) verantwortlich ist.


Ganz schön komplex, ...

... was uns die Wissenschaft inzwischen über Spielregeln der Vererbung mitteilen kann ;-) - wie wir an diesem einen Beispiel über Fellfarben schon erkennen können.

Mit Mendel (1822-1884) und seiner Grundlagen-Forschung kommt man nur bei Merkmalen weiter, die ausschließlich durch ein einzelnes Gen bestimmt werden. Und auch dann nur, wenn das "Aus- und Einschalten" dieses Gens keiner Gen-Regulation durch den Körper selbst oder durch die Umwelt unterliegt. Und diese beiden Vorraussetzung bestehen nur bei verschwindend wenigen Merkmalen.

Züchter, die heute noch behaupten, allein mit den Mendelschen Grundregeln und der Linien-Inzucht Gesundheit erzüchten zu können, ja die kommen mir vor wie Kinder, die sagen, mit den 4 Grundrechenarten (+-x:) eine Rakete zum Mond schießen zu können.

Ich unterstütze nachdrücklich die Aufklärungsarbeit des VDH und der "Gesellschaft für Kynologische Forschung" bezüglich der Notwendigkeit, die neuen Erkenntnisse der Populationsgenetik zu nutzen, um die Hunderassen nicht weiter "kaputt zu züchten." Haupthindernis auf diesem Weg sind die kommerziellen Interessen so vieler Züchter, auch innerhalb des VDH ...


Mittwoch, Januar 16, 2008

Züchter-Blindheit, Züchter-Hochmut


Die neueren Erkenntnisse in der Genetik und Biochemie zeigen, dass das Ziel aller Inzucht-Methoden, nämlich Reinerbigkeit der Gene, nach einigen Generationen zu Schwächen und/oder Schäden bei allen enzymgesteuerten Lebensprozessen führt. Und Enzyme steuern bekanntlich ALLE Lebensprozesse. (Literaturangaben siehe unten.)

Diese neuen Forschungergebnisse über die langfristigen Schäden von Linien-Inzucht für die Population einer Rasse bedeuten für traditionelle Linienzuchter einen schwer zu verarbeitenden Paradigmawechsel, nämlich vom Denken in Generationen zum Denken in Populationen:

"Züchtern wird des Öfteren als 'alte Regel' der Hinweis gegeben, "Züchten bedeutet Denken in Generationen". Aber das reicht allein nicht mehr aus, um der züchterischen Verantwortung gerecht zu werden." (Krautwurst 2002)

Heute ist zum Erhalt der Rassen ein Denken in Populationen nötig. Welche Konsequenzen das - außer der Notwendigkeit von Auskreuzungen - nach sich zieht, darauf werde ich in einem späteren Beitrag über "Quantitative Genetik" eingehen.


Ignoranz und Arroganz
sind die erschreckende Reaktion einiger Züchter auf die Kritik, in welche seit einiger Zeit die Linien-Inzuchtmethode durch neuere Forschungsergebnisse geraten ist.

Das Rad des Wissens ist über die Linien-Inzucht längst hinausgerollt..
Als Beispiel dafür bringe ich hier einige Zitate aus einer Mail, die mir eine Boxerzüchterin, die in die Bulldogzucht einsteigen will, schrieb. Sie bezieht sich dabei auf meine Berichte über die Wuff-Artikel des weltweit anerkannten Genetikers Prof. Wachtel. (Siehe weiter unten Beitrag vom 4. Januar.)
Wie schwer diese Frau sich damit tut, neue Erkenntnisse in der Kynologie wahrzunehmen, geschweige denn zu akzeptieren, zeigt der emotional aufgeladene Anfang ihrer Mail an mich:

"Leider muß ich in letzter Zeit feststellen, dass Sie jetzt viel über Dinge schreiben von denen Sie, entschuldigen Sie bitte, offensichtlich nicht so viel verstehen. Die Wirkungsweise von verschiedenen Arten der Zucht sind mir, glaube ich, besser vertraut, da ich da auf einige Erfahrung zurückblicken kann. Ihre Ausführungen über Linienzucht usw. sind einfach Unsinn."

Diese Züchterin ignoriert in ihrer Aufgebrachtheit völlig, dass ich gar nicht über eigene Forschungen (wie auch? :-) berichte, sondern über die Forschungsergebnisse anerkannter Wissenschaftler. Dass ihr solch ein starker Aufmerksamkeits-Fehler passiert zeigt uns, wie tief bei ihr die Ablehnung neuer Erkenntnisse sitzt, und wie sie sich dagegen zu wehren versucht mit der hilflosen Argumentation "Erfahrung" zu haben - sowie mit der Abwertung wissenschaftlicher Ergebnisse als "Unsinn". (Dazu fällt mir ein Spruch meiner allerersten Lehrerin ein: "Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz.")

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Meine Empfehlung an den Welpensucher:
Sollte ein Züchter seine "Erfahrung" betonen und zugleich deutlich machen, dass er von den neuen Forschungen der Genetiker über den Vitalitätsverlust durch Linienzucht (Verlust an Mischerbigkeit der Gene) nichts hält, dann kaufen Sie vorsichtshalber dort besser nicht.

Weiter schriebt mir diese Züchterin:
"Es ist z.B. auch nicht so schön für einen erfahrenen Züchter, der viel Mühe in den Aufbau einer guten Linie gesteckt hat, wenn dann jemand mit seinen Hunden züchtet, unüberlegt Fehler reinholt, die dann auf die Falschen zurückgeführt werden, aber auch damit muß er leben."

Hier sind wir bei der züchterischen Eitelkeit angelangt, die auch oft "Zwingerblindheit" genannt wird: Fehler liegen immer am "Anderen". Wer so denkt, der hat die Komplexität der Vererbungsprozesse nicht verstanden, oder er leidet an peinlicher Selbstüberschätzung ....

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Meine Empfehlung an den Welpensucher:
Sollte ein Züchter mögliche Fehler seiner Hunde nur mit der Einkreuzung fremder Hunde begründen, dann signalisiert dies einen gewissen Realitätsverlust oder auch Unredlichkeit. Kaufen Sie vorsichtshalber dort besser nicht.

Noch ein Zitat aus der Mail dieser Züchterin, welches einen weiteren Beweggrund anklingen läßt:
"Mit einer kleinen Familienzucht, gegen die natürlich überhaupt nichts einzuwenden ist, kann niemand eine Rasse weiterbringen."

Ich habe in meinen persönlichen Anmerkungen zu diesen Forschungsergebnissen kleine Familienzuchten empfohlen, in denen aus natürlichem Empfinden heraus keine Verwandten miteinander verpaart werden. Und diese Empfehlung ist größeren, kommerziellen Zuchten, die nahezu alle Linien-Inzucht betreiben, natürlich ein Dorn im Auge, da dies Welpensucher abhalten könnte, bei ihnen zu kaufen. Wie sollen diese Groß-Züchter dagegen angehen, um gut im Geschäft zu bleiben??? Ihre Zuchtlinie ist sozusagen ihr "Betriebskapital"! Also stilisieren sie sich und ihre Linien-Inzucht zum Retter der Rasse oder zum Bewahrer der Rasse hoch....

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Meine Empfehlung an den Welpensucher:
Fragen Sie den Züchter nach den Schwächen, die in seinen Bulldogs stecken. Sollte er Ihnen antworten, seine Hunde seien alle rundum vital, typvoll, weder hyperaktiv noch ängstlich usw. usw., dann klingt das nach Verkaufstaktik, aber nicht nach Ehrlichkeit. Kaufen Sie vorsichtshalber dort besser nicht.

Ein letztes Zitat aus der Mail dieser Züchterin, welches ihre Unfähigkeit oder ihre Unwilligkeit zur Sach-Argumentation zeigt:
"In meinen Augen kann es sich niemand, der nie gezüchtet hat (gemeint bin ich), anmaßen über andere (gemeint sind Züchter) zu urteilen... Auch als Züchter sollte man sich sowas verkneifen und es einfach besser machen."

Naja, wir kennen den Spruch: "eine Krähe hackt einer anderen kein Auge aus." - Diese Züchterin nennt journalistische Arbeit (denn die Herausgabe des "Bulldog-Blog" ist journalistische Arbeit) anmaßend, weil Journalismus ausspricht, was "Krähen" übereinander verschweigen; jedenfalls öffentlich. Ein Glück, dass die Welt nicht nur aus "Krähen" besteht, sondern unter Anderem auch aus "Bulldogs" :-)))

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Meine Empfehlung an den Welpensucher:
Meiden Sie die "Krähen" unter den Züchtern. Suchen Sie dagegen Züchter, die ihre Bulldogs von Herzen lieben und umsorgen, die Linien-Inzucht lassen und Zwingerhaltung ablehnen.

Für Welpensucher: HIER finden Sie weitere wichtige Tips, um bei Ihrer Züchterwahl die "Spreu vom Weizen" trennen zu können :-)


Literatur-Hinweise für Züchter, die sich weiterbilden möchten, und für allgemein an Genetik und Kynologie interessierte Leser:

  • "Hundezucht 2000", Autor Hellmuth Wachtel, Kynos Verlag, ISBN 978-3-938071-32-8
  • "Hundezucht - Erfolgreich züchten auf Gesundheit, Leistung und Aussehen", Herausgeberin Helga Eichelberg, Kosmos-Verlag, ISBN 3-440-09724-2;
    Empfohlen von: "VDH", "gkf" (Gesellschaft für Kynologische Forschung), "Partner: Hund" und vom "Hundemagazin WUFF" in einer der letzten Ausgaben.
  • "Praktische Genetik für Hundezüchter", Autor Friedmar Krautwurst, Kynos Verlag, ISBN 3-933228-52-2


Sonntag, Januar 6, 2008

Betrag entnommen : "Veterinary Focus"

Die Genetik des Hundes, Klinische Aspekte


Unser Freund und Tierarzt Peter Söhl, der ja auch der Medizinische Beirat des "VdFEB 1980-2009" ist, gab mir neulich diese abgebildete Zeitschrift, da sich in dieser Ausgabe ausführlich mit den Problemen der Kurzköpfigkeit beschäftigt wird, (und da ein Bulldog das Titelbild ziert :-))

Zur Übersicht der Themenspannbreite "Genetik", die in diesem Heft behandelt wird, zuerst das Inhaltsverzeichnis.

Die Artikel sind auch für allgemein an der Genetik interessierte Nicht-Mediziner - zumindest in ihren Kernaussagen - bestimmt informativ. Die Sprache der Artikel ist kein extremes Fach-Latein, sondern im Großen und Ganzen ist sie zumindest mir verständlich. Und ggf. kann ja unter Wikipedia nachgesehen werden.

Der im Artikel aufgezeigte statistisch hochsignifikante Zusammenhang zwischen schweren Atemstörungen einerseits und Magen-, Speiseröhren- und Zwölffingerdarm-Erkrankungen anderseits war mir neu. Ich hörte auch noch nie einen Züchter etwas darüber berichten.

Aus meiner Beobachtung heraus ist die Halslänge ein Schlüssel dieses Zusammenhanges. Ein kurzer Hals heißt nämlich nicht zugleich eine kurze Speiseröhre, denn Halslänge und Speiseröhrenlänge werden durch ganz andere Gen-Kombinationen bestimmt.

Bei extrem kurzem Hals (den viele Schau-Bulldogs haben) ist die Speiseröhre in "Platznot", sie verlagert sich und bedingt dadurch Druckstress auf den Kehlpopf, Gaumen, Mageneingang und den Magen selbst. Das führt einerseits zu noch mehr Atemnot und andererseits zu Magenschleimhaut-Entzündungen, Brechreiz, Speichelüberfluß usw....

Hier der Artikel :

"Das Brachycephalen-Syndrom: Obere Atemwege und Gastrotintestinaltrakt"
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Freitag, Januar 4, 2008

Lesenswert : "Die Zukunft des Rassehundes"

4-teilge Artikelserie, 4.Teil in "WUFF" Dezember 2007


Im Dezember 2007 erschien der 4. und letzte Teil der Artikelserie des renomierten Wiener Hundefachmanns und Genetikers Dr. Hellmuth Wachtel im Hundemagazin WUFF zum Thema :

"Die Zukunft des Rassehundes:"
"Mischling oder Rassehund? Ein Blick in die Zukunft"

Hier noch einmal die Übersicht, welche Schwerpunkte und welche Fragen in den einzelnen Artikel-Teilen behandelt werden. Im Beitrag vom 6. September 2007 können Sie die Ausführungen zum 1. Teil: "Gesündere Rassehunde durch natürliche Zucht" nachlesen. Über den 2. Teil: "Der genetische Sicherheitsgurt" und über den 3. Teil "Gefährliche Klippen umschiffen" und berichtete ich am 17. und 27. November 2007.

Aus der Einleitung des 4. Teils der Artikelserie:

"Hundert Jahre lang, von der Öffnung der Zuchtbücher bis zum Erscheinen des Buches 'Hundezüchtung in Theorie und Praxis', war die Populationsgenetik in der Hundezucht so gut wie unbekannt....
Obwohl es eine populationsgenetische Selbstverständlichkeit ist, wie ich in den vorigen Artikeln dargelegt habe, tun sich Rassehunde-Verbände schwer damit, die nachweislich bessere Gesundheit der Mischlinge anzuerkennen.....
Anders allerdings bei Krankheiten, an denen mehrere Gene beteiligt sind (zB die HD). Hier könnten bei einem Mischling sogar mehr Krankheitsgene zusammenkommen, als bei den Eltern möglich wären....
Sonst aber könnten nur Rassehunde - mit sehr niedrigem Inzuchtkoeffizienten durch etwa 10 Generationen - gesundheitlich mit Mischlingen einigermaßen vergleichbar sein.

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Meine Anmerkung dazu:
Dass es heute viele kleine EnglishBulldog-Mischrassen gibt (siehe Beitrag 3. 8. 2005) zeugt mit vom Versagen der traditionellen Bulldog-Zuchtverbände, den Bulldog wieder gesund zu züchten.
Begriffsklärung: Auch Mischlingskreuzungen sind "Auskreuzungen" oder "Auszucht". Und wie ich gerade auf einer Züchterseite lesen konnte gibt es sogar erfahrene Züchter, die gar nicht genau wissen, was mit "Auskreuzung" gemeint bzw. nicht gemeint ist. Deshalb hier die in der Genetik gebräuchliche Definition aus dem zu empfehlenden Buch von Dr. Krautwurst (Kynos Verlag 2002) "Praktische Genetik für Hundezüchter":

"Mischlingskreuzungen"

Dr. Wachtel berichtet von einer großen Nachfrage nach gezielten Mischlingen, zB den Labrador-Pudeln, in Übersee. Er sagt, bei solchen gezielten Kreuzungen verschiedener Rassen könne man eine Kreuzungsvitalität (Heterosis) - allerdings nur in der 1. Tochter-Generation - erwarten.
Würden konventionelle Rassehundezuchtvereine die in seinen 3 früheren Artikeln beschrieben Zuchtvoraussetzungen einführen (zB Verhinderung von Championzucht, Linienzucht usw), dann könnten sie die gleichen Vorteile solch gezielter Mischungen von Rassen erreichen!

Als AUSZUCHT oder OUT-CROSSING wird die Paarung von Partnern definiert, die mindestens 5 bis 6 Generationen lang keine gemeinsamen Ahnen aufweisen (WACHTEL 1997).
Diese Form der Auszucht kann die Gesundheit der Nachkommen enorm verbessern. Wenn allerdings der Inzuchtgrad der betreffenden Rasse schon zu hoch ist, d.h. wenn nahe Generationen stark verwand sind, müssen von der Zuchtleitung weitere Methoden der Auszucht eingeführt werden bzw. angeordnet werden.
Dabei geht es um folgende Maßnahmen: Abkehr von Inzucht-Linienzucht, Championzucht und von der Zucht in kleinen, isolierten Populationen. Erweiterung der effektiven Population durch Begrenzung der Deckakte pro Rüde pro Jahr in Abhändigkeit vom Inzuchtniveau der Population.


Meine Anmerkung dazu:
Der Bulldog gehört meiner Beobachtung nach (außer USA) zu den vom Untergang bedrohten Rassen. Primär dafür verantwortlich ist die Praxis der Englischen Bulldog-Zuchtverbände, die die heutige Interpretation seines Standards ins Extreme verzerrten.

Trotzdem bin ich überzeugt, dass der Bulldog geliebt genug ist, um in Deutschland nicht unterzugehen. Ich setzte hierbei zunächst auf kleine Familienzuchten, die konsequent nur auskreuzen, (d. h. keine Linieninzucht betreiben), und die keine Zwingerhaltung haben, weil sie den Bulldog wirklich kennen und lieben. Und auch ich hoffe immer noch, dass auch früher oder später (unter dem Druck des Marktes) ein Umdenken stattfinden wird : nämlich weg von der Champion- und Linienzucht, weg von den Irrungen der Extremzucht - wieder hin zu funktional besseren Nasen usw...

"Der Wert des Rassehundes"

Dr. Wachtel betont den Wert des Rassehundes als Kulturgut und als Träger unersetzbarer, rassespezifischer Fähigkeiten. Zu der besonders in oft England vertretenen Meinung "besser tot als nicht rasserein" äußert er sich so:

"... ist genetisch nicht aufrecht zu erhalten - und führt konsequent in die Qualzucht. Hunderassen können nur bleiben was sie sind, wenn kein engherziger Reinheits-Fanatismus die populationsgenetischen Notwendigkeiten verleugnet und dadurch Generation für Generation wichtige Gene (Allele) verloren gehen läßt. Oft genügt es, phänotypisch reinrassig erscheinende, aber nicht registrierte Hunde in der Zucht mit heranzuziehen, wie es jetzt der Englische Kennelclub bei an Nachfrage verlierenden Englischen Rassen den Zuchtvereinen anzuraten versucht."

Dr. Wachtel schreibt dann betroffen darüber, dass sogar Hunde, die nur noch "Pflegeobjekt" sind, Ausstellungssieger werden. Er zieht die Schlußfolgerung, dass Linienzucht (da eine Form der Inzucht), wenn sie nicht von den Vereinen begrenzt wird, zum Untergang von Rassen führen wird. Und das sei ein "Bärendienst" an der Menschheit.


"Ausblick"

Meine Anmerkung dazu:
Natürlich haben ich mir dies oben genannte Buch sofort gekauft. Ich werde darüber eine Rezension bringen. Schon vorab gesagt: ich bin ganz positiv von der sehr beeindruckenden und offenen Informationsleistung in diesem Buch überrascht! Ein Kompliment an den VDH!
Jeder Züchter,der nicht nur im eigenen, sondern auch im Interesse seiner Hunde züchtet, sollte sich dieses Buch kaufen!
Dr. Wachtel äußert sich hoffnungsvoll, weil seiner Beobachtung nach seit einigen Jahren ein Umdenken in der Hundezucht im Gange ist. Er führt dies insbesondere auf die Forschungsergebnisse und Veröffentlichungen der Genetiker Prof. W.Schleger und Doz. I.Sommerfeld-Stur (beide Österreich) sowie Prof. P-E.Sundgren (Schweden) zurück, welche die Bedeutung der Populationsgenetik ins Bewußtsein von an der Zucht interessierten Menschen brachten.

Dr. Wachtel empfiehlt das kürzlich erschienene Buch "Hundezucht" von Dr. Helga Eichelberg (VDH) "... in welchem erstaunlich ungeschminkt über die bisherigen Fehler und die zu treffenden Gegenmaßnahmen berichtet wird."

Dr. Wachtel schreibt als Abschluß-Statement dieser Artikelserie, er habe inzwischen so viele Menschen kennengelernt, die aktiv und engagiert die durch Zuchtfehler bedingten Leiden der Hunde bekämpften - und zwar im Interesse der Hunde selbst, denen wir so viel verdankten - dass dies ihm Anlaß zur Hoffnung für die Zukunft gäbe.


Konsequenz für den Bulldog-Welpensucher:

Sehen Sie sich vor dem Kauf die Ahnentafel des Welpen (oder die Daten dafür) an :
Es sollte KEIN im Stammbaum aufgeführter Ahne doppelt vorkommen !

Zwei ganz wichtige Gründe für diese Empfehlung:
Die neueren Forschungen in der Populationsgenetik und Biochemie haben unter anderem den Zusammenhang zwischen einem "Ahnenverlust" und einem Vitalitätsverlust aufgedeckt. "Ahnenverlust" - das heißt weniger Ahnen als möglich - ist eine Folge der Linienzucht. Auskreuzung dagegen bringt so viele Ahnen wie möglich, und in der Sprache der Genetiker bedeutet das, so viel Mischerbigkeit (Heterozygotie) wie möglich.

  • Bedeutung der Mischerbigkeit (Heterozygotie) für das Immunsystem:

    Der Däne Andersen erbrachte den Nachweis, dass die Enzyme der Individuen, die ja bekannlich den gesamten Stoffwechsel steuern, genetisch kontrolliert werden. Das heißt: ein homozygotes (reinerbiges) Enzym hat nur 1 Möglichkeit, ein heterozygotes (mischerbiges) Enzym hat hingegen 2 Möglichkeiten der biochemischen Reaktionen auf Umwelteinflüsse jeder Art. Deshalb ist zB auch das Immunsystem bei Mischerbigkeit stabiler und flexibler - und das allein bedeutet bedeutet schon mehr Leistungskraft und eine höhere Vitalität.
    Am Rande eine Hintergrundinfo: Ein Gen kommt immer doppelt vor, nämlich als Variante (Allel) vom Vater und als Allel von der Mutter. Und BEIDE Allele sind funktionswichtig für viele Lebensprozesse, wie zB für die Enzymbildung. Dies war im vorigen Jahrhundert noch unbekannt: damals wußte man nur von dominanten und unterdrückten (rezessive) Allelen, aber noch nichts von diesen stoffwechselwirksamen Gesamt-Zusammenhängen.

  • Bedeutung der Mischerbigkeit (Heterozygotie) für Krebserkrankungen:

    In der Humanmedizin weiß man über einige Krebsarten, dass dafür der Verlust der Mischerbigkeit, also (meist mutationsbedingte) Reinerbigkeit eines Gens, verantwortlich ist. Dieser Verlust der Mischerbigkeit des Gens bedingt in diesen Fällen den Verlust der Fähigkeit, ein tumorunterdrückendes Protein zu produzieren.
    Bei Menschen gibt es wenig Reinerbigkeit, für die Veterinärmedizin liegt die Sache aber ganz anders : Reinerbigkeit gibt es häufig - ganz in der Zucht-Tradition des vorigen Jahrhunderts. Hier liegt also ein großes Forschungsfeld offen : Es sterben so extrem viele Hunde an Krebs, besonders auch an Milztumoren, wie zB meine Bulldogs Alma und Wilma, beide aus einer Linenzucht. Linienzucht bedeutet einen Verlust an Mischerbigkeit (Heterozygotie) - der Zusammenhang dieses Heterozygotie-Verlustes mit Krebserkrankungen ist mehr als erschreckend!

Wer sich für diese Themen besonders interessiert, dem empfehle ich die Bücher "Praktische Genetik für Hundezüchter" von Dr.F.Krautwurst und "Hundezucht 2000" von Prof.H.Wachtel (siehe auch bei Buchempfehlungen in der grauen Spalte rechts).


Mittwoch, Dezember 19, 2007

Bulldogs züchten ohne Zwingerhaltung


Früher dachte ich immer, ein Züchter, der eine größere Zucht betreibt, kommt nicht ohne Zwinger aus. Diese Zwingerbulldogs taten mir sehr leid, sie waren die Opfer der Züchterei für mich - aber ich glaubte dies Opfer sei notwendig. Heute sehe ich das anders! Was brachte mich zum Umdenken?

Zum Umdenken brachte mich Friedas (und Bertas, Willies, Ginos) Züchterin Dianne Benham. Hierzu eine Mail (Ende November 2007) von Doris Ehrenstein an Rafaela Schuda, Züchterin 'vom Georgshof':

Hallo Rafaela,
Cornelia sagte mir, dass Du evtl. mit Gino (Dream Boy) Deine
Wilma decken willst. Sicherlich weißt Du, dass Gino Bertas Halbbruder ist. Beide haben den gleichen Vater und Großvater. Ich kenne diese beiden Hunde, und die sind außerordentlich lieb und auch schön. Diese beiden Bilder habe ich gemacht, als ich mit Cornelia bei Dianne war um Frieda abzuholen. Also keine Profi Fotos.

Ich selbst mag Dianne sehr, aber sie ist gesundheitlich nicht mehr gut drauf und so züchtet sie auch kaum noch. Sie hat alle ihre Hunde im Haus, und sie liebt sie sehr. Sie sagte einmal zu mir (das ist fast 7 Jahre her) "Ein Bulldogbaby vergißt niemals seine erste Menschen-Mama!"

Sie züchtet seit 34 Jahren und das sehr erfolgreich. Ihre Hunde werden alt (Macho ist 11 oder 12 Jahre alt, ich weiss es nicht mehr so genau). Sie hat 5 Rüden im Haus, 1 schläft mit ihr im Bett, 2 auf der Couch im Wohnzimmer und zwei im Gästezimmer. Ich weiß nicht wie sie es macht, dass sie keine Beißerei hat. Ihre beiden Töchter wohnen nicht weit entfernt und da leben ihre beiden Hündinnen, und natürlich auch die Enkelkinder.

Ich bin mit Dianne einkaufen gefahren, d.h. wir beide und 5 Bulldogs im Auto. Absolut kein Problem. Dianne ist 1/4 Indianerin, vielleicht geht sie anders mit den Hunden um als ich. Ich wäre zu ängstlich alle Bulldogs zuammen zu lassen. Aber Dianne sagt, die kennen sich von klein an, es passiert nichts.

Ich würde jederzeit wieder einen Bulldog von Dianne kaufen. Und Dream Boy wäre ohne mich niemals aus USA nach Deutschland gekommen. Er hat eine so große Seele. Aber er braucht sehr viel Zuwendung und Liebe.

So für heute wär's das. Solltest Du irgendwelche Fragen haben, so email sie mir.
Ganz liebe Grüße,
Doris mit Frau Berta und Herrn Willie


Was ich von Dianne Benham lernte:

Man muß als Züchter nicht alle seine Bulldogs im eigenen Kontrollbereich - sprich im Zwinger - halten! Man kann sie, wenn man sie wirklich liebt und sie bulldoggerecht halten will, in vertrauenswürdige Familien geben und einen Vertrag über Zuchtmiete mit diesen abschließen.

Unsere Frieda wurde eine Tagestour von Dianne entfernt bei den Menschen ihrer Mutter geboren. Sie kam zusammen mit ihren 2 Geschwistern erst mit 5 Wochen (nach dem Abstillen) zu Dianne, wo dann ihr Großvater Macho ganz rührend die weiter Erziehung übernahm :-) Leider lehnen manche Züchter solche oder ähnliche Zuchtmiete-Regelung kategorisch ab. Sie könnten: "ja betrogen werden, und die Hündin könnte zB kastriert werden." Dann lieber Zwingerhaltung :-((

Solch ein Betrug ist Dianne übrigens tatsächlich einmal passiert. Aber sie ärgerte sich nur kurz: "Hauptsache der Hündin geht es gut, und das tut es bei diesen Leuten. Alles andere ist dagegen unbedeutend." So spricht eine Züchterin, die - aus Liebe zum Bulldog - Bulldogs züchtet!


Montag, Dezember 17, 2007

Ein Beispiel der Folgen

von Zwingerhaltung eines Bulldogs


Angus fand als Welpe keinen Käufer, und so kam er in die Zwingerhaltung seiner Züchterin. Es war zwar ein "Luxuszwinger" mit Auslauffläche, aber eben doch ein Zwinger mit der Konsequenz, dass Angus Mangel an menschlichem Kontakt erlitt und auf menschliche Lebensbedingungen ganz allgemein unsozialisiert blieb.

Als Corinna und Andreas Angus bei einem Züchter-Besuch kennenlernten, beschlossen sie ihn (inzwischen 9 Monate alt) trotz seiner Ängste vor dem dortigen Wohnhaus (und vor vielem anderem) letztendlich doch zu kaufen und ihm zu helfen, da er sich sehr an Andreas anlehnte.

Angus war natürlich nicht stubenrein; es dauerte viele Monate, ihm dies beizubringen. Aber die Hundefans Corinna und Andreas nahmen das mit Geduld hin, denn Angus hatte schließlich eine Geschichte, wie sie so mancher Not-Bulldog hat...

Das wirklich Schlimme, wie wir Bulldogger es auch auf Treffen erlebten, war seine Angst vor Menschen! Er lief vor Jedermann fort : näher als 3 Meter ließ er niemanden an sich herankommen. Er rannte - weggeduckt - sofort zu Corinna und versuchte sich hinter ihr zu verstecken. Wir Bulldogger hielten ihn zunächst nur für scheu, da sich dies Verhalten aber über viele Monate hinweg nicht änderte, mußten wir es schließlich als Angst begreifen.

Um Angus zu helfen kauften sich Corinna und Andreas einen weiblichen Welpen dazu. Und wirklich, diese Hündin half Angus durch ihr Vorbild sehr, die Angst vor Menschen abzubauen.

Heute, 2 1/2 Jahre später, ist er zwar immer noch scheu, aber er läßt sich von mir und von anderen streicheln...

Angus verdankt es dem geduldigem und ideenreichem Training, der jahrzehntelangen Hundeerfahrung sowie der Liebe von Corinna und Andreas, noch in ein für ihn als Bulldog angemessenes Leben hineingefunden zu haben :-)

Es ist nicht auszuschließen, daß bei Angus´ Angst auch ein genetischer Faktor mitspielt. Aber wie dem auch sei, die frühe Zwingerhaltung - auch wenn diese im Sinne der gesetzlichen Mindest-Anforderungen (siehe oben) sehr gut war - spielt meines Erachtens in jedem Fall eine Rolle.


Mittwoch, Dezember 5, 2007

Verdeckte Erbanlagen


Sabrina Schmidt stellte in ihrem Beitrag vom 21. April ihren kleinen "Boss", den Sohn ihres wundervollen Fero vor. Und im letzten Beitrag schrieb sie über seine gefährliche Herzgefäß-Operation. Ein zusätzliches Herzgeräusch wurde bei ihm schon mit 3 Monaten festgestellt.

Um diese Störung genauer zu diagnostizieren, fuhren Sabrina und Stefan mit ihrem Boss zu unserem Bulldog-Spezialisten Peter Söhl.

Peter diagnostizierte eine verengte Herzarterie und riet, falls sich dies nicht in der nächsten Zeit auswachsen würde, zu einer OP in der Uni Gießen. Dieser Gefäßdefekt wuchs sich nicht aus, und so überwies Peter Boss an diese Klinik: "weil die Tierärzte dort die ganze Ausrüstung dafür haben und auch solche Spezial-OP´s häufig machen, d.h. darin erfahren sind." Der Termin wurde dann von der Uni wegen eines Maschinendefekts einmal verschoben, und jetzt wurde die Zeit für Boss auch richtig knapp. Gut, wir konnten in letzten Beitrag lesen, dass alles gut ging.

Boss stammt aus einem Wurf von 6 Welpen. Einer der Welpen ist ein Zwitter: er hatte Hoden, Eierstöcke, Penis und Scheide. Nachdem er operiert wurde, ist er nun etwas mehr ein Rüde als eine Hündin. Ein 2. Welpe aus diesem Wurf hat, wie auf dem Foto zu sehen ist, ein vorquellendes Auge. Da es kein Tumor war, kann man hier einen zu hohen Hirnwasserdruck (wodurch auch immer bedingt) vermuten. Und Boss hat eine lebensbedrohliche Herzgefäß-Anomalie mitbekommen.

"Fero Masahora", der Vater des Wurfes, ist 7 Jahre alt und kerngesund. Die Mutter des Wurfes, Heidi, ist noch jung, freiatmend und bewegt sich gut. Sie ist eine schöne, falbenfarbene Erscheinung: blendender Phänotyp, so wie Fero auch. Aber der jeweilige Genotyp???

Bei Fero und Heidi passten - laienhaft formuliert - die Zuchtlinien nicht zueinander. Das heißt, verdeckte (rezessive), defekte Erbanlagen im Genotyp trafen aufeinander, bzw. konnten dominieren. Dadurch wurden sie im Phänotyp dieser kranken Welpen sichtbar.

Das Risiko solcher tragischer Zucht-Ergebnisse ist logischerweise höher, wenn die Elterntiere Linienzuchten entstammen, da die Genvielfalt, das heißt die Gen-Auswahlmöglichkeit für die DNA-Verbindungen bei der Befruchtung, durch Linienzucht minimiert wird.

Phänotyp: Das äußere Erscheinungsbild eines Tieres.
Genotyp: Die Gesamtheit aller Erbanlagen eines Tieres.

Zum Abschluß noch eine Anmerkung: Die Fellfarbe "weiß" wird von Laien (auch Züchtern) oft für solche Defekte verantwortlich gemacht. Das ist eine dumme Verallgemeinerung und stimmt nicht! Auf die tatsächlichen Zusammenhänge zwischen Fellfarbe und genetisch damit verbundenen Eigenschaften bzw. Defekten werde ich in einem späteren Beitrag eingehen.



Donnerstag, November 29, 2007

Wie sich ein Bulldog-Kopf entwickeln sollte


Kosmos Portraits aus seiner Welpenzeit erscheinen ab diesem Monat anzahlmäßig reduziert in der grauen Spalte rechts, einfach weil es zu viele Bilder wurden. Deshalb hier jetzt noch einmal diese Gesamtübersicht der bisherigen Entwicklungsphasen seines schönen Kopfes :-)

Hinweise für den Welpenkäufer

1.) Die Kopfgröße

Der Bulldogkopf ist groß, größer als der Kopf anderer mittelgroßer Rassen. Der Bulldog-Welpenkopf sollte aber nicht von Anfang an sehr groß sein, sondern sich langsam auswachsen : das heißt ein Rüdenkopf kann bis zu 2 1/2 Jahren zur vollen Ausprägung brauchen. Hier ein Beispiel eines guten Bulldogkopfes. Großköpfigere Zuchtlinien sollten gemieden werden. Die Gründe :

  • Der Bulldog-Schädel ist zwar groß, das Gehirn darin ist aber nicht größer als bei Hunden vergleichbarer anderer Rassen. Der Rest ist Hirnwasser (Liquor).

    • Gehirnschäden durch zu viel Hirnwasser
      Der Bulldogkopf hat wegen des Größenverhältnisses von Schädel zu Gehirn große Räume für das das Gehirn "polsternde" Hirnwasser. Daraus abzuleiten (wie es manche Züchter tun), dass sowieso jeder Bulldogkopf ein Wasserkopf sei, ist natürlich medizinischer Unsinn. Von einem Wasserkopf wird nur dann gesprochen, wenn mehr Hirnwasser produziert als resorbiert wird, wenn also im Schädel ein das Gehirn schädigender Druck besteht. Die Liquor-Produktion muß der Liquor-Resorption entsprechen. Diese Balance kann durch unterschiedliche Gründe gestört sein, z.B. manchmal durch einen schon riesigen Welpenkopf. Dann beeinträchtigt der Druck auf das noch unentwickelnde Gehirn dessen Entwicklung.
    • Defizite im Instinktbereich
      Die Schäden durch den möglichen Druck von zu viel Liquor aufs Gehirn ausgesprochener "Großkopfwelpen" müssen nicht immer sehr auffallend sein. Sie können sich auch so äußern : die Welpen entwickeln sich zu etwas dümmeren, uninteressierteren Bulldogs oder zeigen Defizite im Instinktbereich wie dem Unvermögen zu Decken, oder sie haben Sauberkeitsprobleme und andere Verhaltens-Behinderungen. Außerdem ist in diesen Fällen meist auch die Adaptive Intelligenz, das Lernvermögen, beeinträchtigt.

  • Extreme Großköpfigkeit, also ein Riesenschädel, geht oft mit einem Teilverlust der gesunden Proportionen einher:

    • zu enge Gehörgänge
      Zu ausgeprägtes Schädelwachstum bewirkt häufig sehr enge - bis zu enge - Gehörgänge, die dann später wegen chronischer Entzündungen operativ vergrößert werden müssen.
    • zu große Augenhöhlen
      Und dies gesteigerte Schädelwachstum bedingt oft auch Fehl-Proportionen bei den Augenhöhlen, die dann der Größe des Augapfels nicht mehr angemessen sind. Die Folge können z.B. Nickhautprobleme sowie das sogenannte "Cherry-Eye" sein.

2.) Die Nase:

Der Naserücken sollte kurz, aber nicht extrem kurz sein! Außerdem ist eine übergroße Nasenfalte von Übel.

  • die Atmung behindert
    Schon bei neugeborenen Welpen sieht man Unterschiede bei der Nasenlänge, allerdings im mm-Bereich. Eine extrem kurze (überzüchtete) Bulldognase ist einer der Faktoren, die die Atmung behindert. Kommt ein sehr kurzer Hals hinzu, dann kann es kritisch werden. Mehr über die Atmungsbehinderung speziell im Nasenbereich kann nachgelesen werden im BB-Beitrag des Medizinischen Beirats des "VdFEB", Peter Söhl, vom 3. Oktober 06.
  • Herd für chronische, oft juckende ...
    Eine doppelte, feine Nasenfalte ist rasse-korrekt und gilt als schön, die übergroße Einzelnasenfalte dagegen ist unerwünscht und oft problematisch. Solch eine übergroße Nasenfalte ist meist schon beim Welpen erkennbar. Beim erwachsenen Bulldog reicht sie bis an den vorderen Nasenrand, drückt somit auf die Nasengänge und belastet die ohnehin oft kritische Atmungsfähigkeit zusätzlich. Sie ist zudem ein potentieller Herd für chronische, oft juckende und eiternde Entzündungen unterschiedlichster Genese. Häufig muß sie beim ausgewachsenen Bulldog operativ entfernt werden.

3.) Der Unterkiefer

Der Unterkiefer des Bullgogs soll hochgewölbt und die unteren Schneidezähne wie mit dem Lineal gezogen in einer Reihe stehen, so wie beim Wolf.

  • untertypisierter Ausdruck
    Manche Bulldogs haben einen nach vorne zugespitzten Unterkiefer, was man an einem halbkreisförmigem Stand der unteren Schneidezähne erkennt. Das spielt aus Gesundheitssicht zwar keine Rolle, ist aber ein Schönheitsmangel : solch ein unerwünschter Unterkiefer verstärkt, wenn es sich insgesamt um einen Bulldog mit schmalerem Kopf und Körper handelt, den untertypisierten Ausdruck. Diese im Sinne des Standards unkorrekte Kieferausprägung zeigt sich schon ansatzweise bei den Milchzähnen.
  • die Elterntiere ansehen
    Ob der Unterkiefer gerade bleibt oder sich schief entwickelt, das ist dem Welpen in aller Regel noch nicht anzusehen, da dies typischerweise erst mit dem Wachstum der 2. Zähne geschieht. Solch ein schiefer Unterkiefer ist aber vererblich; auch deshalb sollte man sich als Welpenkäufer die Elterntiere ansehen.

4.) Die Kopfform insgesamt

Der Welpen-Bulldogschädel sollte länglich sein und noch nicht so quadratisch, wie der ausgewachsene Bulldogschädel.

  • nicht kompetent in Geburtshilfe
    Ein länglicher Schädel des Bulldogwelpen macht seine natürliche Geburt möglich (sofern die Mutterhündin kein unnatürlich enges Becken hat). Leider ist dies vielen Züchtern gleichgültig : sie sind oft nicht kompetent genug, um Geburtshilfe leisten zu können, und so befürchten sie, einen "geldwerten" Welpen durch die eigenen Inkompetenz oder durch Schicksal zu verlieren. Da ist es einfacher gleich einen Kaiserschnitt zu planen - der Kunde zahlt dann eben mehr...
  • widernatürliche Qualzucht
    Es gibt tatsächlich Züchter, die ihre Kaiserschnitte dumm-dreist so rechtfertigen : "es ist Tierquälerei, beim Bulldog KEINEN Kaiserschnitt zu machen." Diese Züchter geben damit zu, dass IHRE PERSÖNLICHE Zucht eine widernatürliche Qualzucht ist....
    Diesem Mißbrauch von Hündinnen, denen riesenköpfige Welpen angetan werden (oder deren enges Becken sie von vornherein gebärunfähig macht), wird in Österreich z.Z. ein gesetzlicher Riegel vorgeschoben. Deutschland dürfte früher oder später - im Rahmen der EU-Konvention über die Qualzucht - mit dieser und/oder ähnlichen Regelungen folgen.
    Unter "Neuigkeiten" (November) der Seiten des VdFEB sind die in Österreich gerade verschärften Gesetze gegen die Qualzucht zusammengefaßt. Züchtern von Bulldoggen und ähnlich belasteten Rassen ist eine Anpassungszeit von 10 Jahren gewährt.
  • Kopfform der Eltern und Großeltern
    Ob sich der Welpenschädel zum guten, ziegelsteinförmigen Bulldogkopf entwickeln wird, das kann man nur aus der Kopfform seiner Eltern und Großeltern ableiten. Also nicht "blind" entscheiden :-)


Diese Welpen konnten natürlich geboren werden :-)

Friedas Züchterin Dianne Benham (USA) behält nur Hündinnen, die nach menschlichem Ermessen natürlich werfen können. Hier ein Foto natürlich geborenen Geschwister von Frieda. Ach ja, ihre prächtige Cousine Berta darf ich hier natürlich nicht vergessen :-)

Zum Foto links noch ein besonders schönes Foto von Mutter Wilma mit Tochter Fajita :-) aus dem F-Wurf von Rafaela Schudas Zucht vom Georgshof.

Und ein besonders schönes Foto aus dem G-Wurf vom Georgshof, auf dem man Vater Beebob mit Sohn Egon sieht. Auch dieser Wurf kam ohne Kaiserschnitt zur Welt! Beebobs Kopf ist ein guter, ziegelsteinförmiger Standard-Rüdenkopf, sein Sohn hat den noch etwas länglichen Welpenkopf. Wie schön - im Sinne des Standards - Egons Kopf geworden ist, das können wir HIER sehen :-)

Und dass diese Welpen viel Verstand in ihren Köpfen haben, das erzählen die Geschichten, die ihre begeisterten Besitzer über sie für diesen Bulldog-Blog schreiben :-)



Dienstag, November 27, 2007

Lesenswert : "Die Zukunft des Rassehundes"

4-teilge Artikelserie, 3.Teil in "WUFF" November 2007


Jetzt im November erschien der 3. Teil der Artikelserie des renomierten Wiener Hundefachmanns und Genetikers Dr. Hellmuth Wachtel im Hundemagazin WUFF zum Thema :

"Die Zukunft des Rassehundes:"
"Gefährliche Klippen umschiffen..."

Hier die Übersicht, welche Schwerpunkte und welche Fragen in den einzelnen Artikel-Teilen behandelt werden.
Im Beitrag vom 6. September können Sie die Ausführungen zum 1. Teil: "Gesündere Rassehunde durch natürliche Zucht" nachlesen.
Über den 2. Teil: "Der genetische Sicherheitsgurt" berichtete ich vor ein paar Tagen, siehe unten.

Aus der Einleitung des 3. Teils der Artikelserie:
"War Inzucht zu Beginn der Hundezucht eine Notwendigkeit, um rassespezifische Merkmale zu festigen, ... so stellt sie heute eine der großen Geißeln in der Rassehundezucht dar..." Um Inzuchtschäden zu verhindern, sollte die Inzucht daher zumindest in den letzten zehn Generationen so gering sein, wie in der Rasse überhaupt möglich ist.... Dies wird in der Hundezucht aus verschiedenen Gründen vielfach mißachtet..."

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"Reduktion genetischer Vielfalt"

Dr. Wachtel erklärt diese Fehlentwicklung zur Gen-Verarmung bei Rassehunden damit, dass lange Zeit geglaubt wurde, man müsse nur die allerbesten Exemplare (im Sinne von Ausstellungspreisen) zur Zucht verwenden, um "gute" Nachkommen zu produzieren.
Das war - und ist - naheliegend, hat aber leider dazu geführt, dass verdeckte Schadgene ebenso vermehrt wurden; bis hin zur Gefährdung der Rasse an sich.
Nur in Einzelfällen sollte ein Hund mehrfach zur Zucht eingesetzt werden, und zwar dann, wenn seine genetischen Positivseiten populationsgenetisch die möglichen Nachteile überwiegen. Gäbe es solch überragend gesunde Genträger gar nicht mehr in einer Rasse, dann sollte der genetische Verlust in einer Rasse durch wohlüberlegte Einkreuzung einer passenden anderen Rasse wettgemacht werden.


"Die zweite Gefahr: Extremzüchtung"

Meine Anmerkung dazu:
Es wäre so leicht die Extremmerkmale wieder herauszuzüchten, denn es gibt auf der Welt genügend "nicht-extreme" Standard-Bulldogs. Sie müßten auf Aufstellungen nur nach vorne statt nach hinten plaziert werden. Auf NICHT-VDH Ausstellungen geschieht das gottseidank auch oft.
Dr. Wachtel zitiert den schwedischen Genetiker Per-Erik Sundgren mit der Feststellung, dass in der Natur nicht die extremen Individuen einer Art bevorzugt werden, sondern solche mit durchschnittlichen Eigenschaften. Denn nur diese Tiere sind genetisch noch anpassungsfähig genug an die verschiedensten Umweltbedingungen. Die ständige Bevorzugung extremer Individuen ist unnatürlich und gefährdet die Existenz der davon betroffenen Population.
Dr. Wachtel geht davon aus, dass wir weiter - trotz nationaler (Österreich) und EU-Qualzuchtparagraphen - mit einer weiteren gesundheitlichen Verschlechterung bei Extremrassen rechnen müssen.

"Arbeit macht und hält gesund!"

Meine Anmerkung dazu:
Zu Beginn des Ausstellungswesen mußten Bulldogs noch zeigen, dass sie einige Kilometer weit laufen konnten. An solch einer Hürde würden heute so ziemlich alle VDH-Ausstellungs-Bulldogs scheitern... Die VDH-Austellungen sind heutzutage - zumindest beim Bulldog - eher Jahrmärkte mit Schaustellern des mehr oder weniger Extremen. Ich erlebe das in Bezug auf die Schausteller als "peinlich daneben"; und als Tragödie für die Hunde selbst.
Dr. Wachtel führt aus, dass bis vor etwa 100 Jahren fast alle Hunde Gebrauchshunde waren. Es wurde auf Arbeitsleistung gezüchtet, und nicht auf das äußere Erscheiningsbild des Hundes. Inzucht und die Überverwendung eines Deckrüden kam selten vor. Es wurde zudem häufiger experimentell gekreuzt, da es den Wunsch nach absoluter Rassereinheit des Rassehundes noch nicht gab. Dieser entwickelte sich erst nach der Einführung von Zuchtbuchregistrierungen.
Nicht wenige Rassehunde-Organisationen widersetzten sich diesen Registrierungen, da sie befürchteten, dass die Bevorzugung der Schönheitszucht zum Niedergang ihrer Rasse führen könnte....
Arbeit, Zucht auf Leistung, hat die Hunde jahrtausendlang gesund gehalten. Und diese fehlt heute. Dr. Wachtel schlägt deshalb vor, rassetypische Leistungskriterien für die Erteilung eines Championats einzuführen. Er befürchtet aber, dass diese Leistungskriterien, falls sie überhaupt eingeführt würden, nicht den tatsächlichen gesundheitlichen Notwendigkeiten angemessen sein würden.

"Hunde 'natürlich' züchten?"

Dr. Wachtel schriebt, dass es unter Umgehung des natürlichen biologischen Gen-Schutzes in der Zucht zu unvermeidlichem gesundheitlichem Rückgang kommt. Deshalb würden ohne strenge, zukünftige Zuchtauflagen Rassen bis in ihre Existenz gefährdet.
Die meisten Hunderassen seien seit circa 150 Jahre mehr oder weniger ingezüchtet. Es wäre daher zum Erhalt der Rassen dringend erforderlich, diese primär nach gesundheitlichen Kriterien weiter zu züchten.
Dr. Wachtel empfiehlt dafür die geradezu geniale Zuchtmethode der Eskimos :
Einer ausgesucht gesunden, läufigen Hündin werden mehrere ausgesucht gesunde, nicht oder kaum verwandte Rüden vorgestellt, die in größerem Abstand voneinander im Freien angebunden sind. Dann lassen sie die Hündin selbst ihren Partner aussuchen. Wie in der Natur läuft die "läufige" Hündin dann aufgrund ihrer natürlichen Instinkte zu dem Rüden, der ihr optimal-gesunden Nachwuchs schenken kann.

17.11.07: Brief eines Kindes zu Überzüchtungen

Wen berührt die Trauer dieses Kindes nicht ?
Guten Tag ! Ich wollte Sie um etwas bitten : viele Hunde sind total überzüchtet ! Das ist dann schon reinste Tier-Produktion ! Ich hatte auch einen überzüchteten Hund, der schon mit 4 Jahren gestorben ist ! Leider, ich finde das sehr traurig, die armen Tiere haben Schmerzen wegen Herzfehlern, Gelenkfehlern und so weiter. Sie könnnen sich bald schon gar nicht mehr bewegen und sterben dann ! Einige sterben auch an Schwäche ! Vielleicht können Sie sich ja gegen so etwas einsetzen. Ich jedenfalls nicht, denn ich bin noch ein Kind! Mit freundlichen Grüßen Jil Seifert (12 Jahre alt) und hier Jils HP


Samstag, November 17, 2007

Lesenswert : "Die Zukunft des Rassehundes"

4-teilge Artikelserie, 2.Teil in "WUFF" Oktober 2007

Im Oktober erschien der 2. Teil der Artikelserie des renomierten Wiener Hundefachmanns und Genetikers Dr. Hellmuth Wachtel im Hundemagazin WUFF zum Thema :


"Die Zukunft des Rassehundes:"
"Der genetische Sicherheitsgurt"

Hier die Übersicht, welche Schwerpunkte und welche Fragen in den einzelnen Artikel-Teilen behandelt werden.
Im Beitrag vom 6. September können Sie die Ausführungen zum 1. Teil, (Zuchtfehler usw.) nachlesen.

Aus der Einleitung des 2. Teils der Artikelserie:
"Die Natur hat zur Sicherung der genetischen Vielfalt einiges vorgesehen, dessen Summe Dr. Wachtel als "genetischen Sicherheitsgurt" bezeichnet... Diese Sicherung der genetischen Vielfalt erfolgt in der Tierwelt auf verschiedenen Ebenen und beginnt bereits bei der Paarung durch Bevorzugung nicht verwandter Paarungspartner durch das Weibchen..."

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"Eizellen suchen sich ein Spermium aus, die Uteruswand einen genetisch vielseitigen Embryo"

Die nächste Sicherungsstufe liegt im biochemischen Bereich. Dr. Wachtel führt aus, dass die Millionen Spermien keineswegs eine Verschwendung der Natur sind, sondern der Eizelle eine größtmögliche Auswahl an genetischer Vielfalt anbieten.
Auch die Eizellen selbst unterliegen einem Wettbewerb: je weniger sie genetisch dem Phänotyp der Mutter gleichen, um so eher können sie sich - über biochemische Steuerungen - in der Gebärmutterwand einnisten. Spezielle Eiweiße im Blut der Mutter schützen zudem diese körperfremden Föten vor der mütterlichen Immunabwehr; auch hier also ein "Sicherheitsgurt" zum Schutz der genetischen Vielfalt.
Dr. Wachtel erklärt weiter, dass sogar die Ausbildung der Plazenta durch die genetische Andersartigkeit der Föten angeregt wird. Bei Inzucht könne dagegen der Stimulus zur Plazentabildung einfach zu schwach sein.
Eine genetisch vielseitige Mutter sei auch deshalb ein wesentlicher Vorteil für die Welpen, da diese besser entwickelte Mutterinstinkte und oft auch mehr Milch habe.


"Die Wirkung des Identitäts-Codes"

Meine Anmerkung dazu:
Die Risiken der Linienzucht werden in der letzten Zeit mehr und mehr der Allgemeinheit bekannt gemacht. Hier möchte ich besonders dem Magazin "WUFF" für seine Aufklärungsarbeit danken. Hunde aus einer Linienzucht (abgemilderte Inzucht) haben alle einen sehr ähnlichen "Phänotyp", und dadurch alle einen reduzierten "Genotyp".

Phänotyp: Das äußere Erscheinungsbild eines Tieres.
Genotyp: Die Gesamtheit aller Erbanlagen eines Tieres.

Jeder Hund hat einen besonderen Genkomplex, MHC genannt, der einen individuellen Duftstoff erzeugt; (siehe dazu Teil 1 dieser Artikelserie).
Der MHC ist auch dafür verantwortlich, dass eine ungeheure Anzahl von Bakterien, Viren und Parasiten vom Körper erkannt, und dass die sogenannten Killerzellen des Immunsystems dagegen aktiviert werden. Diese Abwehrkraft ist aber nur so stark, wie der MHC komplex angelegt ist. Vielfalt der Gene bedeutet in diesem Zusammenhang, dass auch der "Identitätscode" (MHC) vielfältig und nicht simpel angelegt ist : und das wiederum bedeutet, dass der MHC ein hochwirksames - und nicht eingeschränktes - Erkenntnismuster gegen Krankheitserreger darstellt.
Das heißt, je geringer die genetische Vielfalt in einem Hund ausgeprägt ist, um so geringer ist seine Abwehrkraft gegen Krankheitserreger jeder Art. Hunde aus einer Linienzucht (abgemilderter Inzucht) sind damit Hunden aus Fremd-Paarungen in ihrem Abwehrsystem unterlegen.

"Genetische Drift"

Meine Anmerkung dazu:
Linienzucht, Beschränkung auf wenige Champion-Deckrüden, künstliche Besamung und Kaiserschnitte sind im Milieu der Bulldog-Züchter, die mehr oder weniger von ihrer Zucht zu leben versuchen, auch heute noch an der Tagesordnung. Denn hier geht es um Absatz, Kosten und Gewinn...
Dr. Wachtel führt aus, dass bei vielen Rassen mit nur wenigen Individuen gezüchtet wird. Das vermindere unweigerlich die genetische Vielfalt, oft sogar unwiederbringlich. Bei Rassen mit geriner Individuenanzahl wird diese Entwicklung "Drift" genannt. Irgendwann sind dann alle Tiere miteinander verwandt.
Wie bei jeder Inzucht wird dadurch der Identitäts-Code jeden Hundes (siehe oben) immer einfacher und dadurch für Bakterien, Viren und Parasiten leichter zu knacken. Die Rasse insgesamt kann durch diese Drift, diese Inzuchtdepression, in ihrem Bestand gefährdet sein.


Sonntag, November 11, 2007

Kritische Anmerkungen zum WUFF-Interview mit

Angehrn : Bulldog am Ende ?


Die "Pickwick Bulldogs" von Imelda Angehrn (Schweiz) sind auch heute noch vielen Bulldoggern wenigstens dem Namen nach bekannt. Sie beendete 2001 - nach 35 Jahren - ihre Zucht Englischer Bulldogs, da diese für sie am Ende war: zu viele Krankheiten, zu viele Behinderungen, zu geringe Vitalität.

Da sie aber das Züchten an sich nicht lassen wollte, begann Imelda Angehrn 2001 ihre Bulldogs mit Olde English Bulldogs in der Hoffnung zu kreuzen, auf diesem Weg wieder gesunde Nachkommen zu erzeugen. Da diese Kreuzungen aber von keinem Zuchtverband anerkannt wurden, definierten sie und der Schweizer Dachverband diese als neue Rasse, als die "Continental Bulldogs".

Angehrns Begründung ihrer Abwendung vom Englischen Bulldog:
"in den letzten 20-30 Jahren (wurde) "fast ausschließlich nur noch auf Schönheit und - man kann sogar sagen Skurrilität - fast zu einer Comicfigur verzüchtet worden" sei (Wuff 11/07, S.24).

"Die Rasse ist in den letzten 20-30 Jahren fast ausschließlich nur noch auf Schönheit und - man kann sogar sagen Skurrilität - fast zu einer Comicfigur verzüchtet worden. Das hat nichts mehr damit zu tun, wie es der Standard eigentlich beschreibt. So wie sich die Rasse entwickelte, hatte es enorme gesundheitliche Konsequenzen. Und die haben mich bewogen, etwas Neues zu machen. ... Aber vor allem die Engländer waren nicht damit einverstanden, dass man an ihrer Nationalrasse herumbastelt ... Das gab dann für mich den Ausschlag, eine neue Rasse zu züchten." (Angehrn in WUFF 11/07, S.24)
Ich erlebe Angehrns Begründung als peinlich und beschämend, da diese tragische Entwicklung des Bulldogs von ihr selbst maßgeblich mitverantwortet wurde! Angehrn hat nach eigenen Angaben insgesamt 59 internationale Champions produziert. Bei Aufgabe ihrer Zucht hatte sie allein 11 internationale Champions stehen. Meines Wissens hat kein anderer Züchter so viele Bulldogs "zu einer Champion-Comicfigur verzüchtet" wie sie. Und das über 35 Jahre hinweg.

Allerdings fuhr Angehrn zumindest eine Zeitlang zweigleisig: Ich selbst kaufte 1981 unsere AlmaJoy von ihr - aber mit der Maßgabe, ich würde NUR einen Welpen aus einer NICHT-Champion-Linie kaufen, da ich einen Bulldog zum "Damit-leben" brauche, und keinen für Shows. Alma war typvoll und gesund, eben nicht extrem wie die Pickwick-Champion-"Comic-Zucht". Mit einem solchen Welpen hatten meine Eltern sich leider schon schlimmes Unglück gekauft :-(

Wir unterstützen es unbedingt, wenn offen auf die gesundheitlichen Probleme in der Bulldogzucht hingewiesen wird. Aber die Feststellung Angehrns, der Bulldog sei am Ende, schüttet ihr eigenes Kind (nach 35 Jahren) mit dem Bade aus.

Frau Angehrn sagt zur FCI-Schönheitszucht: "Das hat nichts mehr damit zu tun, wie es der Standard eigentlich beschreibt." (Wuff 11/07, S.24)

Richtig! Der Standard beschreibt einen gesunden Englischen Bulldog! Warum hat sie dann nicht den Weg "zurück zum Standard" beschritten und gesunde Bulldogs gezüchtet? Weil sie dann keine Titel mehr in der FCI-Szene gewonnen hätte?

Es gibt immer noch gesunde und lebensfroh-bewegliche Bulldogs. Sie können sie z.B. in diesem Blog kennenlernen :-)

Leider hat das offizielle VDH Zucht- und Ausstellungswesen - auch durch dachverbandsbedingte Hilflosigkeit den einzelnen Zuchtvereinen gegenüber - Extrementwicklungen und damit gesundheitliche Probleme beim Bulldog nicht verhindert. Während die entsprechenden FCI-Zuchtvereine in der Schweiz und in Österrreich mittlerweile weniger extrem vorgehen, ist das Thema Gesundheit beim ACEB eine regelrechtes Tabu-Thema :-(

Es gibt weltweit ein oft noch gesundes Gen-Potenzial des Bulldogs. Wir hoffen, dass sich Züchter auch in Deutschland finden werden, die dieses Gen-Potenzial nutzen. Unsere Unterstützung hätten sie voll und ganz!


Donnerstag, September 6, 2007

Lesenswert : "Die Zukunft des Rassehundes"

4-teilge Artikelserie, Beginn in "WUFF" September 2007


In diesem Monat beginnt im Hundemagazin WUFF eine Artikelserie des renomierten Wiener Hundefachmanns und Genetikers Dr. Hellmuth Wachtel zum Thema :

"Die Zukunft des Rassehundes:"
"Gesündere Rassehunde durch natürliche Zucht"

Hier die Übersicht, welche Schwerpunkte und welche Fragen in den einzelnen Artikel-Teilen behandelt werden.

Aus der Einleitung des 1. Teils der Artikelserie:
"Während Infektionskrankheiten bei Hunden durch die Fortschritte der Veterinärmedizin heute weitgehend ihren Schrecken verloren haben, sind die Erbkrankheiten erschreckend im Zunehmen...... Immer neue schwerwiegende Erbkrankheiten tauchen auf, und der allgemeine Gesundheitszustand der Rassehunde läßt zu wünschen übrig..."

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"Die genetische Falle"

Meine Anmerkung dazu:
Wir kennen diese Züchter-Ignoranz gerade beim Englischen Bulldog. Bulldoginteressierte erzählen mir immer wieder, dass auch renomierte FCI-Züchter erklären würden: "Schnaufen und wenig Bewegung, das ist eben beim Bulldog so und überhaupt nicht schlimm. Tierärtze haben keine Ahnung!"
Da wundert es nicht, dass der Bulldog auf der Qualzuchtliste weit oben steht.
Dr. Wachtel geht hier auf die Probleme der Inzucht ein - auch beim Menschen : Die Rassehunde-Zucht sei seit circa 150 Jahren vergleichbar mit der Heiratspolitik früherer Herrschaftshäuser - und die durch Verlust der Gen-Vielfalt bedingten Krankheitsfolgen ebenso.
Er führt weiter aus, wenn wir gesündere Rassehunde haben wollen, dann müssten wir ohne Inzucht - auch ohne entferntere Inzucht - züchten.
Helfen würde dabei nur eine Selektion auf "athletische und mentale Leistung und Wesens-Merkmale." Er stellt weiter fest, dass das Interesse an solchen Zuchtzielen gering ist, und dass deren Vernächlässigung oft an "fahrlässige Qualzucht" grenzt.


"Gefahr durch Champions"

Dr. Wachtel betont, daß der hohe Zucht-Einsatz von sogenannten "Champions" einer Rasse besonders schade, da dadurch die meisten Hunde dieser Rasse miteinander verwandt werden. Durch Paarung dieser Hund untereinander entsteht dann keine Qualitätsverbesserung, sondern das genaue Gegenteil, die Zunahme von Erbkrankheiten durch Inzuchtdepression.
Heute würde diese Zunahme der Erbkrankheiten verniedlichend "Rassendisposition" genannt.

"Ignoranz: Lieber krank als einkreuzen?"

Meine Anmerkung dazu:
Der Einschluß ähnlicher Rassen in Zuchtprogramme sollte nur in wirklichen Notfällen, wie z.B. bei den Dalmatinern, praktiziert werden.
Schlimm ist allerdings, daß viele Zuchtverbände sogar die Paarung mit Hunden aus anderen Zuchtverbänden der GLEICHEN RASSE verbieten! Ein solches Verbot hat nichts mehr mit Zuchtzielen, sondern nur noch mit Verbandszielen zu tun, und die sind in aller Regel auf Marketing und Verkauf ausgerichtet!
Wer einen gesunden Bulldog sucht, der sollte dort kaufen, wo Auskreuzung mit ganz und gar unverwandeten Zuchttieren, auch aus anderen Zuchtverbänden, bewußt zur Gesundheits-Verbesserung eingesetzt wird.
Dr. Wachtel führt am Beispiel der Dalmatiner aus, daß es zur Gen-Auffrischung nötig sein kann, Angehörige einer verwandten Rasse einzukreuzen. In den USA wurde so ein sehr schädliche Stoffwechsel-Gen aus einigen Dalamtinern-Zuchten wieder herausgezüchtet, was der dortige Zuchtverband aber bis vor kurzem noch massiv ablehnte und diese Hunde als Mischlinge bezeichnete. Gottseidank sei aber dort inzwischen ein Umdenken im Gange.

"So erhielt der Wolf seine Gesundheit.
So schützt die Natur die genetische Vielfalt.
Der natürliche 'Ientitätsausweis' des Hundes":

In diesen Abschnitten des Artikels erklärt Dr. Wachtel, wie die Natur und insbesondere der Wolf Erbkrankheiten vermeidet. Besonders interessant fand ich die Erklärungen, wie die Wölfin und auch nicht wenige Hündinnen durch Informationen über Duftstoffe, die ganz individuell einem Hund zugehören, Verwandschaften erkennen und Paarungen in diesen Fällen nicht vollziehen bzgw. nicht akzeptieren wollen.


Mittwoch, August 15, 2007

Der "Listenhund" oder Rassismus in der Hundwelt !


In Rassen zu denken - das ist in der Hundewelt (und auch in der Nutztierwelt) in Ordnung, denn es geht schließlich um die Zucht von Rassen. "Rassismus" dagegen ist (wie jeder andere "Ismus" auch) eine Übertreibung, eine Verzerrung ins Negative.

Nach dem tödlichen Beißangriff eines Pitbulls auf ein Kind (in Hamburg) überboten sich die Parteien in politischem Aktionismus. Sie definierten den Rassebegriff "Kampfhund", indem sie willkürlich Hunderassen als Kampfhunde klassifizierten, wenn diese groß waren und einen breiten Kopf (wie viele "Bull-Varianten") hatten. Diese "Kampfhunde" wurden in Listen zusammengefaßt.

So überdeckten die Politiker ihre Untätigkeit bis dato (nicht nur in Bezug auf diesen schrecklichen Beißvorfall in Hamburg): Gesetze und Urteile gab es hinreichend, sie wurden nur nicht angewandt, bzw. deren Erfüllung nicht überprüft!

Kynologen und viele andere Wissenschaftler wiesen darauf hin, dass diese willkürliche Klassifizierung von Hunden - als rassebedingt aggressive "Kampfhunde" - mit "Rasse" nichts zu tun hat.

Man kann diese Hunde deshalb höchstens als verwaltungstechnische "Listenhunde" bezeichnen, die Bezeichnung "Kampfhunde" ist so marktschreierisch wie dumm.
Und: sie zeugt von rassistisch geprägtem Denken!

Es regt mich auf, wie dumm und manipulativ Politik sein kann! Zweifellos gibt es aggressive Hunde (wie auch aggressive Menschen), aber das hängt nicht von der Rasse ab. Aggressive Linien kann man, wenn man will, nämlich in jeder Rasse züchten!

Statistisch gesehen kommen die meisten Beißunfälle (auch prozentual) bei Schäferhunden und Dackeln vor. Aber die haben eine gute Lobby (bis hin zur Polizei), und so werden sie nicht als "Listenhunde" geführt.

Was bedeutet dies alles für unseren Bulldog?
Unsere Bulldogs haben ein "Bull" im Namen, und allein deshalb bekommen ahnungslose Menschen manchmal Angst :-(( "Aber die Kampfunde heißen doch so ähnlich..."
Da hilft nur Aufklärung!


Sonntag, Juli 22, 2007

Vaterschaftstest


In den USA steht in den AKC-Papieren von Welpen aus wirklich guten Zwingern ein Vermerk über den DNA-Test zur überprüfbaren Feststellung des Vaters des Welpen. Warum?

Zum einen geschieht diese DNA-Bestimmung beim Welpen einfach aus Qualitäts-Bewußtsein. Denn so ist ein Betrug mit "dazugelegten Welpen" (zumindest über den genannten Vater) beweisbar. Denn: billig aufgekaufte Welpen aus Hinterhofzuchten zu einem eigenen Wurf "dazuzulegen", das ist längst nicht so selten, wie man als "Normalbürger" meinen mag. Die Hundezüchter- und Hundehändlerszene ist vielfach von der gleichen miesen "Gewinn-Methodik" geprägt, wie z.B. mancher Gebrauchtwagenmarkt...

Es gibt aber noch einen weiteren Grund für DNA-Bestimmungen:
In den USA decken oft - vom Züchter gewollt - zwei (mehr oder weniger) gleichwertige Rüden eine läufige Hündin. Warum?

Decken mehrere Rüden eine Hündin, so wird sich der vitalere Samen durchsetzen; und damit der in mancher Hinsicht auch vitalere Rüde. Gut für den Fortbestand der Rasse - zumal man heute weiß, dass jahrelange Linieninzucht Vitalitätsverluste erzeugte, und zwar besonders bezüglich der Fruchtbarkeit der Hunde. In diesen Fällen ist ein DNA-Vaterschaftstest natürlich zwingend nötig.


Freitag, Juli 20, 2007

Heute erzählt Gastbloggerin Anke Teloudis :

"Oh Gott, ein Bulldog !"


OH GOTT, EIN BULLDOG - war mein erster Gedanke, als Ina und Rob, ganz am Anfang ihrer Suche nach einem neuen Familienmitglied, von ihrem "Traumhund" schwärmten ! Vor meinem geistigen Auge sah ich die wenigen Bulldogs, die mir in den letzten paar Jahren begegnet waren: bedauernswerte Geschöpfe, träge - kaum in der Lage dem anderen Ende der Leine zu folgen und gleichzeitig zu atmen. Und ich hatte ernste Befürchtungen, dass so ein armer Hund das Spiel mit unseren 3 Golden Retriever Mädels nicht ohne Herzattacken überstehen würde.

Ganz bestimmt habe ich die Beiden genervt mit meinen Fragen und Bedenken, aber vielleicht hat sich auch mal eine meiner Fragen in den 2 Menschenköpfen eingenistet. Sicherlich haben sie dem Einen oder Anderen Züchter mal eine "zu kritische" Frage gestellt, denn es schlug ihnen auch ein sehr scharfer, kalter Wind von Züchtern entgegen.

Gut, dass die Zwei in Berlin auf das Bulldoggen-Treffen gestossen sind - und darüber auf diesen Blog ! Gut für mich, denn so konnte ich erfahren, dass gerade echte Liebhaber dieser Rasse die gleichen Sorgen und Bedenken haben wie ich :-). Und gut für uns Alle - denn so bahnte sich CHILLI's Weg in unser Leben an !

CHILLI - ein charmantes, äußerst liebenswertes Hundekind - schon jetzt eine Fachfrau in der Disziplin "Menschen um den Finger (die Kralle) wickeln" :-), welpentypisch unverschämt, wenn es darum geht einen Vorteil herauszuschinden und eine gute Verliererin, wenn das mal nicht gelingt.
Ein Beispiel : Kitty, Ina's Katze, liegt auf dem Kuschelfell. Chilli möchte auch - hat aber genug Respekt sich nicht anzudrängen - stellt sich dicht davor und bellt, rennt ein paar Meter weiter, kommt zurück - bellt wieder. Kitty räkelt sich, putzt sich und ... bleibt liegen ! Chilli tut so, als wäre das Fell völlig uninteressant, und klettert auf die Couch ;)

Die süsse Maus lebt hier ja einen grossen Teil des Tages im Rudel - und sie macht das großartig ! Sie respektiert die großen Mädels - versucht zwar schon die Grenzen zu erweitern - aber akzeptiert sicher jedes "lass mich in Ruhe" Gebrummel. Wenn's aber um Rennen und Toben geht - ist die Kleine mittendrin !

Es wird über die Großen geklettert, runtergerollt, unter den Bäuchen durchgerannt, was das Zeug hält ! Es ist eine Freude zu sehen, wie geschickt und wendig Chilli ist. Und genauso wie sie "aufdrehen" kann, ist sie auch ruhig, fast verträumt und sensibel. Sie liebt es, unter den Rosen zu liegen - besonders, wenn die Blütenblätter herabregnen, was sie schon ganz alleine verursachen kann, wenn sie an den Ranken spielt :-) !!!

Chilli ist schon ein ganz besonderes Persönchen ! Sie schafft es immer wieder, uns Tränen lachen zu lassen oder uns zu Tränen zu rühren (wir sind auch Sensibelchen). Meine 84 jährige, kranke Mutter hat uns für ein paar Tage besucht. Sie ist gehbehindert und ihre Krücken waren ein "neues Spielzeug" für Chilli !!! Es würde mich nicht wundern, wenn Chilli irgendwann in einem Berliner Park dabei erwischt wird, wie sie einem Gehbehinderten die Krücken klaut ;-) Auf der anderen Seite war Chilli sooo sanft und vorsichtig mit meiner Mutter - nie stand sie im Weg, und immer wieder hat sie sehr interessiert und, wenn man ihr Verhalten so deuten darf, besorgt am kranken Bein gerochen und es geleckt; (es war keine "leckere" Salbe drauf).

Alles in Allem : Chilli hat mich überzeugt !
Es gibt ihn, den gesunden, munteren und pfiffigen Bulldog !!! Und einer von ihnen lebt nun in unserem großen, verrückten, gemischten Rudel - umgeben von Liebe, getragen von Hoffnung und Zuversicht auf eine ganz lange glückliche Zeit !

An dieser Stelle ein grosses DANKESCHÖN an alle, die sich für die Gesundheit der Bulldogs (und aller anderen Rassen) einsetzen.
Eure Anke Teloudis, (Chilli's Pflegeoma)


Mittwoch, Juli 18, 2007

Kosmo´s und seiner Geschwister Vorfahren

und ein Bericht über "Marinbull´s All The Way"


Kosmo´s Züchterin Birgit Braum mailte mir gerade schöne Fotos von seinem Vater, Großvater und Urgroßvater.

Kosmo und Käthchen, Vater rechts, Mutter unten, alle im selben Alter fotographiert. Einfach zu süß ;-)

Erstaunliche Zusammenhänge

Friedas Zucht (Goomba) basiert auf einem Sohn des berühmtesten US-Bulldogs aller Zeiten: Marinbull´s All The Way. Und James´Zucht (Floral Garden) ist ebenso stark auf einen Nachkommen (Rusty) dieses "Marinbull´s All The Way" ausgerichtet gewesen. Vielleicht passen deshalb - wie es dieser so ausgeglichene und schöne K-Wurf von Floral Garden zeigt - die Zuchtlinien von Frieda und James so gut zusammen !

Beide Rüden, oben Robbie von "Floral Garden" (Großvater von James), rechts Macho von "Goomba" (Großvater von Frieda), sind Nachkommen des berühmtesten Bulldogs der USA: "Marinbull´s All The Way", genannt Goober. Er brach alle Rekorde, wurde von allen wegen seines freudlichen und lustigen Wesens geliebt und neidlos "Ausnahme-Bulldog" genannt. Er zeugte viele Champions, die so gesund und vital waren wie er selbst, und er wurde 12 Jahre alt.

Sein Nachkomme Robbie starb leider leider vor kurzem 10jährig an Krebs. Sein Nachkomme Macho ist 10jährig und zeugte gerade - auf natürlichem Weg - noch einmal ein vitales Sixpack :-)


Wer war "Marinbull´s All The Way" ?

HIER ist Seite 2, HIER ist Seite 3, und HIER ist Seite 4 des Berichtes.


Freitag, Juli 6, 2007

Das Bulldog-Ohr


Der Rassestandard schreibt das "Rosenohr" als das korrekte Bulldog-Ohr vor. Aber natürlich gibt es in der Realität Varianten davon.

Das "Button Ear", "Hängeohr", sieht man von allen Varianten am häufigsten, manchmal auch einseitig, was sehr lustig aussieht, wie ich finde. Welpen haben zunächst einmal alle solch ein Hängeohr, wie wir bei Kosmo unten sehen. (Übrigens hat er diese Rose selbst abgepflückt. Er ist überhaupt an roten Rosen sehr interessiert ;-))

Wie kommt es zu diesen unterschiedlichen Ohrformen?

Die Ohrausbildung hängt einmal davon ab, ob das äußere Ohr fleischig oder fein, groß oder klein ererbt wurde. Und zum zweiten spielt eine bedeutende Rolle, in welchem Welpenalter sich der noch weiche Knorpel, der die Faltung zur "Rose" bewirken soll, zum festen Knorpel verstärkt.

Auf dem unteren Foto sehen wir bei Frieda sehr deutlich die Knorpelleiste, über die sich der Ohrlappen nach hinten wegfaltet. Bei Kosmo sehen wir sie auch - aber das Bild täuscht. Er ist hier gerade 9 Wochen alt, und seine Ohr-Knorpelleiste ist noch zu weich, um diese Faltung nach hinten aufrecht zu erhalten : nur bei gestrecktem oder gehobenen Kopf "fällt" der Ohrlappen nach hinten.

Friedas Ohren sind groß und fein. Sie falteten sich mit 12 Wochen zur "Rose". Kosmo´s Vater James hat dickere, aber kleine Ohrlappen, sie falteten sich mit 8 Wochen. Kosmo´s Ohren gingen unterschiedliche Wege : Sein linkes Ohr brauchte 2 ganze Wochen länger als das rechte, bis es stand :-) Dann hat es sich - wortwörtlich über Nacht - zur Rose gefaltet! Wachstum läuft oft unsymetrisch ab - auch bei Frieda kam ein Ohr erst 3 Tage später nach. (Siehe dazu auch BB-Beitrag vom 27. August 2005) Das Ohrenaufrichten kann bis zu 15 Wochen dauern. Mit Beginn des Zahnwechsels ist die Ohrenentwicklung endgültig beendet.

Zu "Bottom Ears", zu Dauer-Hängeohren, entwickeln sich die Welpenohren, wenn die Ohrlappen groß und fleischig sind; oder wenn die Knorpelleiste sich nicht genug verfestigt, um auch einen großen feinen oder kleinen fleischigen Ohrlappen zur Faltung zu bringen.

Zu "Tulip Ears" und zu "Flying Ears" entwickeln sich die Welpenohren, wenn die Verfestigung des Ohr-Knoppels zu früh einsetzt, also etwa schon in der 5. oder 6. Lebenswoche. Der Ohransatz bleibt durch diese zu frühe Knorpelverfestigung zu weit auf dem Oberkopf stehen, er sinkt nicht mehr entsprechend dem Schädelwachstum etwas seitlich zum Kopf. Der seitliche Stand wird von Standard als "korrekt" vorgeschrieben, um den insgesamt quadratischen Kopfeindruck zu unterstützen. Zum "Tulip Ears" werden bei zu früher Knorpelverfestigung kleine, und zum "Flying Ears" größere Ohrlappen.

Unter DIESER ADRESSE habe ich die Ohr-Typologie oben gefunden. (Auch Augen- und Rutenbeschreibungen, Hautprobleme usw. sowie allgemeine Pflegehinweise sind dort zu finden.) Herausgeber dieser Seite ist die britische "Bulldog in Not Stiftung" :
"The Bulldog Rescue and Rehoming Trust is a not for profit voluntary organisation Company Number: 5664557. Charity Number: 1115009."

Zum Ohr gilt: Immer sauber halten. Der dunkle Schmier, der sich dort sonst ansammelt, ist der ideale Nährboden für Ohrmilben und Bakterien aller Art. Am besten das äußere Ohr 1mal in der Woche - als Standardbehandlung - mit einem Feuchtpflegetuch auswischen. Das Hängeohr ist pflegeintensiver als die anderen Ohrformen, da weniger Luft daran kommt.


Gehörgangs-Probleme

Gelegentlich haben Bulldogs von Geburt an sehr enge Gehörgänge. Besonders betroffen von diesem Übel sind die Bulldogs mit übertypisiertem Groß-Kopf. Leider werden gerade die "Großkopferten" Bulldogs besonders gerne auf VDH-Zuchtschauen prämiert....

Der Gehörgang kann sich auch in Laufe des Lebens durch nicht ausgeheilte Warzen- Pilz- oder Bakterien-Infektionen extrem verengen. Solches "Nichtausheilen" liegt in der Regel aber genau an einem schlecht durchlüftetem, weil von vorn herein äußerst engem Gehörgang - (oder an falscher Diagnose/Behandlung - oder an Nachlässigkeit der Besitzer)

... extrem schmerzhaft ...
Der zu enge Gehörgang hat als Konsequenz nahezu immer Innenohr-Entzündungen, da das Ohrschmalz sozusagen darin "steckenbleibt" und den Gehörgang verstopft. Eine Selbstreinigung des Ohres ist so nicht möglich. Wird der zu enge Gehörgang nicht operativ vergrößert, dann verlieren diese Bulldogs oft ihren Hörsinn. Das Trommelfell wird von den Eiterbakterien zerfressen, und diese Entzündungen sind außerdem extrem schmerzhaft für den Hund.

Wir im "Verein der Freunde Englischer Bulldogs e.V. (1980-2009)" hatten bislang nur 2 solcher Fälle unter unseren Bulldogs.

  • Im 1. Fall wurde viel zu spät operiert : das Innenohr war im Laufe von Jahren so von Warzen und Bakterien zerstört, dass es komplett entfernt werden mußte. Der Gehörgang wurde dann verschlossen, das äußere Ohr war somit nur noch Attrappe...

  • Im 2. Fall legte unser Bulldog-Spezialist Peter Söhl bei hochinfiziertem Innenohr in einer Not-OP so erfolgreich einen größeren Gehörgang an, dass jetzt alles abgeheilt ist und Neuinfektionen unwahrscheinlich sind. Allerdings bleibt der Hörsinn dieses Bulldogs geschädigt, da das Trommelfell schon zerstört war.

Konsequenz :

... operative Gehörgangs-Erweiterung ...
Neigt Ihr Bulldog zu wiederholten Innenohr-Entzündungen, dann ziehen sie eine operative Gehörgangs-Erweiterung bitte im Interesse des Hundes ernsthaft in Betracht, denn alles andere bedeutet in der Regel sich hinschleppendes Schmerzen-Erleiden !


Mittwoch, April 25, 2007

Springlebendige Bulldogs !


Schon häufiger schrieb ich hier im BB über die unterschiedlichen Typen beim Englischen Bulldog und die beim Extrembulldog auftretenden Gesundheitsrisiken. Ihr findet diese Berichte über das Thematische Inhaltsverzeichnis (Spalte rechts) unter der Rubrik "Zucht und Zuchtvereine".

Am einen Ende dieser Typus-Bandbreite beim Englischen Bulldog steht der "Extrembulldog", bei dem Rassemerkmale wie z.B. Kopfgröße, Brustbreite und Gewicht extrem ausgeprägt gezüchtet wurden. Hier zwei Foto-Beispiele von Extrembulldogs auf einer FCI-Bulldog-Schau, die mir vor einem Jahr zugemailt wurden : Beispiel 1, - Beispiel 2. Die Namen dieser 2 zufällig fotografierten Schau-Bulldogs kenne ich leider nicht.
Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, daß irgend jemand solche Bulldogs "springlebendig" nennen würde!

Diesen Extrembulldog finden wir vorzugsweise unter den FCI-"Schau-Bulldogs", und er steht in der Schußlinie des allgemeinen gesellschaftlichen Kampfes gegen die Qualzucht. Aus genau diesen Gründen zog die früher sehr bekannte English Bulldog- Züchterin I. Angehrn vor 6 Jahren die Konsequenz, ihre Zucht des Englischen Bulldogs einzustellen.

Das Gutachten, welches die Bundesregierung zum Thema "Qualzucht" erstellen ließ, nennt explizit den Englischen Bulldog als betroffene Rasse.
In diesem Zusammenhang lohnt es, sich (noch einmal) den BB-Beitrag über die Atemwegs-Problematik beim Bulldog durchzulesen. Diesen Beitrag schrieb Peter Söhl, Medizinischer Beirat des "VdFEB 1980-2009". Er erschien am 3. Oktober 2006.

Auch der VDH weiß um die Probleme dieser Extremzucht

Die VDH-Fortbildungsakademie bietet für Zuchtrichter und Zuchtrichter-Anwärter Wochenend-Kurse zu u.a. der Problematik "Überinterpretation von Rassestandards" an. (z.B. am letzten Wochenende 21./22. 4. 07)

Über diese notwendigen (Fort-)Schritte freuen wir uns! Deshalb sind wir um so gespannter, wie (und ob) diese Erkenntnisse um die Gesundheits-Probleme bei der Extremzucht (Über-Interpretation des Standards) innerhalb der dem VDH angeschlossenen Zuchtvereine umgesetzt werden, insbesonders beim English Bulldog (ACEB).

Aber es gibt sie auch in Deutschland, die normalen, springlebendigen Standardbulldogs. Allerdings muss man man sie in der Regel außerhalb des FCI/VDH-Schaugeschäftes und so gut wie immer außerhalb des Hundehandels suchen!


Video eines springlebendigen Agility-Siegers aus den USA

Er heißt Deezel und ist 3 Jahre alt. Danke für dieses You Tube Link, Xenia :-)


Fotos einer springlebendigen Zuchthündin aus Deutschland

Unten Fotos einer springlebendigen Hündin aus Deutschland.

Warnung für Welpensucher

Doch nicht nur wegen der Gesundheitsrisiken ist beim Bulldog-Kauf Vorsicht geboten.

Gelegentlich treten Bulldog-Händler als scheinbar "solide Züchter" auf. Sie haben eigene Würfe, UND sie verkaufen ebenso importierte (Osteuropa-)Bulldogs als selbstgezüchtet weiter. Es geht hier um riesige Gewinnspannen, und deshalb verwundert uns auch nicht, daß es mafiose Strukturen in diesem Züchter/Händlermilieu gibt.

... mit Gewalt gedroht wird, wenn ...
Aus mehreren glaubwürdigen Quellen wissen wir, daß in diesem Milieu mit Gewalt gedroht wird, wenn Mißstände und Betrug beim Namen genannt werden. Dies ist inzwischen auch der Polizei bekannt. Also seien Sie im eigenen Interesse nicht leichtgläubig, denn nicht selten trügt der Schein speziell im Züchtermilieu - nicht nur der English Bulldogs.

Auch uns selbst wurde schon gedroht, und es wurde versucht unser Haus zu beschmutzen. Weder das eine oder das andere minderte unser Engagement für den leistungsstarken, sich seines Körpers erfreuenden Bulldogs :-) Im Gegenteil, solch wütende Pöbeleien zeigen nur, daß unsere Aufklärungsarbeit wirkt, und sie bestärken uns weiterzumachen. Wir haben als Unterstützung zudem den gesellschaftlichen Wind im Rücken :-) ...


Und heute auch noch vielen vielen Dank für alle Eure ...

... Glückwünsche zu meinem Geburtstag in der vorigen Woche! Sie haben mich ganz persönlich gefreut und mir zudem den Rücken gestärkt, mich weiter gemeinsam mit Euch für einen vitalen und lebensfrohen Bulldog stark zu machen; einem Bulldog, der dem Standard tatsächlich entspricht. Eure Cornelia


Sonntag, Januar 21, 2007

Qualzucht : ein "WUFF"-Interview

mit Deutschlands 'Oberstem Tierschützer'


In seiner Ausgabe November 2006 bringt das sehr empfehlenswerte Hundemagazin WUFF unter dem obigen Titel ein Interview mit Thomas Schröder, dem Bundes-Geschäftsführer des "Deutschen Tierschutzbundes" (DTSchB), dem über 800.000 Mitglieder angehören. Hier eine kleine Zusammenfassung und auch Auszüge daraus.

Pascal Becker, Redakteur der WUFF, geht zunächst auf das Tierschutzgesetz (TSchG) ein. Er zitiert den §11b :
"Es ist verboten, Wirbeltiere zu züchten, wenn der Züchter damit rechnen muß, daß bei der nachzucht aufgrund vererbter Merkmale Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich sind oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten."

P. Becker führt aus, da die Gesetzes-Formulierungen sehr ungenau, dehn- und deutbar sind, liess u. A. das zuständige Bundesministerium ein Gutachten dazu verfassen, in dem konkrete Beispiele genannt werden, welche Rassenmerkmale unter diese Formulierungen fallen würden. Der DTSchB unterstützte seinerseits die Forderung nach solch einem Gutachten.

WUFF fragt, was Zuchtverbände, bspw. der VDH, zum TSchG und dem Gutachten dazu sagt.

  • Antwort Th. Schröder:
    "... Durch das Gutachten wurde den Zuchtverbänden ermöglicht, gezielter auf Veränderungen bestimmter Merkmale im Standard der Rassen sowie auf Eliminierung von Krankheiten, die gehäuft bei bestimmten Rassen auftreten, hinzuarbeiten. Leider halten bestimmte (VDH-)Zuchtvereine wider besseres Wissen an tierschutzrelevanten Zuchtzielen fest..."
    Andererseits gäbe es aber auch einige Rassen, wie z.B. Retriever und Chow, in deren VDH-Verbänden Konsequenzen aus diesem Gutachten eingeleitet wurden. Gesundheitliche Verbesserung bei diesen Rassen würden sich langsam einstellen.

  • Meine Bemerkung dazu:
    Wie jeder Besucher einer VDH-Ausstellung selbst feststellen kann, gehören die Bulldogs, die dort gezeigt werden, fast mehrheitlich in diese tierschutzrelevante Kategorie : Atemnot, Beweglichkeitseinschränkungen, Kreislaufschwäche... Wir kennen dies Elend durch Merkmalübertreibung ja zu Genüge.... Es ist berechtigt, dass in der EU-Konvention gegen die Qualzucht der Bulldog - als betroffen - speziell genannt wird.

WUFF fragt weiter, warum vom DTSchB keine Musterklage gegen Qualzucht im Sinne des TSchG geführt wird.

  • Th. Schröder führt aus,
    daß es im TSchG keine Möglichkeit der Verbandsklage gibt. Das TSchG gibt dem Amtstierarzt nur die Möglichkeit, im konkreten Einzelfall einzugreifen und einen bestimmten Hund für die Zucht zu verbieten. Da ein solches Vorgehen aber oft langwierige Gerichtsverhandlungen nach sich zieht, schrecken viele Amtstierärzte vor einem solchen Schritt zurück.
    Im konkreten Einzelfall hat der DTSchB nur die Möglichkeit eine Strafanzeige zu erstatten. Und das ist in der Regel wenig erfolgversprechend, da die nötigen Beweisunterlagen, tierärztlichen Befunde und interne Informationen dem DTSchB nicht vorliegen. Die Beweislast im Verfahren liegt beim Kläger : er muß das "Krankseins" des Hundes, um den es geht, beweisen.

  • Meine Bemerkung dazu:
    Wäre es umgekehrt, müßte der Züchter des "Gesundsein" des Zucht-Hundes, um den es im Verfahren geht, beweisen, dann wäre viel gewonnen.

  • Th. Schröder weist weiter darauf hin,
    daß weder das TSchG noch das Gutachten die Möglichkeit eröffnet, die Zucht einzelner Rassen zu verbieten.

  • Meine Bemerkung dazu:
    Solch pauschale Verbote wären völlig überzogen, es gibt schließlich gesunde und unversehrte Bulldogs, Möpse usw. Allerdings wäre ein "Zucht-AUS" für den Extrembulldog, wie er heute meist auf FCI/VDH/ACEB-Austellungen präsentiert wird, in meinem Sinne und auch in dem von Tierschützern und von Tierärzten.
    Der beste Weg zur Sanierung der betroffenen Rassen wären konkrete, gesetzliche Zuchtauflagen.
    Gottseidank verliert dieser FCI/VDH/ACEB-Extrembulldog meiner Beobachtung nach stetig weiter an Bedeutung. Entsprechend wird auch dessen Welpenaufkommen von Jahr zu Jahr geringer, 2005 waren es nur noch 81 Welpen. Heute werden unserer Einschätzungg nach die meisten Bulldogs bei Händlern aus Osteuropa gekauft - oder bei "Züchtern" aus der Grauzone zwischen Hundehandel und Hundezucht. Es ist bitter, daß westeuropäische FCI-Bulldogzüchter so oft "schlechte Qualität" bei hohen Preisen anbieten. Das treibt die Menschen ja geradezu in den Hundehändlermarkt aus Osteuropa : diese Bulldogs sind zwar in aller Regel auch nicht gesund und es gibt hohe Tierarztkosten, dafür aber sind sie zunächst in der Anschaffung wesentlich billiger....

Ich vertraue darauf, daß der Bulldog durch den Druck des Marktes und seiner Fans, in kleinen Schritten, zu alter Vitalität zurückfinden wird! Der beste Weg wären gesetzliche Vorschriften dafür!



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Cornelia
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, geboren 1945 in Wuppertal, hat seit inzwischen 37 Jahren Englische Bulldoggen und ist Gründungs- und Ehrenmitglied des "Verein der Freunde Englischer Bulldogs e.V.".

Jetzt sollen die Bulldogs zusätzlich hier ihr eigenes deutsches Weblog bekommen. Jeder Leser kann Blog-Beiträge an Cornelia schicken, Eure Bulldog-Anekdoten, -Fotos und -Tipps für's Blog sind willkommen. Der jeweilige Autor behielt sein Copyright an Bildern und Text, gab aber Cornelia ein einmaliges, unwiderrufbares Nutzungsrecht für eine Veröffentlichung in diesem Blog.


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Update: 21. 3. 2008

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